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Die US-Regierung geht erneut entschieden gegen Kryptobetrug vor. In einem zivilrechtlichen Verfahren will sie Kryptowährungen im Wert von 7,74 Millionen US-Dollar, umgerechnet 6,5 Millionen Euro, von nordkoreanischen IT-Spezialisten zurückfordern, die weltweit Unternehmen getäuscht haben. Sie benutzten gefälschte Identitäten, um Jobs zu ergattern, und schmuggelten anschließend das Geld mithilfe von Blockchain-Tricks außer Landes.
Wer steckt dahinter?
Laut der Anklageschrift arbeiteten nordkoreanische IT-Spezialisten unter falschen Namen bei Krypto-Firmen in unter anderem den USA, Kanada und Europa. Dabei nutzten sie gestohlene oder gefälschte Pässe für Bewerbungen und ließen sich in Stablecoins wie USD Coin und USD Tether bezahlen. Anschließend setzten sie sogenannte „Chain Hopping“-Techniken ein – eine Methode, bei der Gelder schnell über verschiedene Blockchains verschoben werden, um ihre Herkunft zu verschleiern.
Auch NFTs und ausländische Wallets wurden verwendet, um Transaktionen zusätzlich unauffindbar zu machen. Nach Angaben des US-Justizministeriums flossen die Erträge an das nordkoreanische Regime, das die Mittel möglicherweise zur Finanzierung seines Atomprogramms nutzte.
Warum greift die US-Regierung jetzt ein?
Die US-Regierung sieht Kryptowährungen zunehmend als Kanal zur Umgehung von Sanktionen. Anfang des Jahres hatte der Westen Russland mit Sanktionen belegt, um dessen Wirtschaft zu isolieren. Russland nutzte daraufhin Kryptowährungen als Mittel, um internationale Beschränkungen zu umgehen.
Matthew Galeotti, Leiter der Strafrechtsabteilung im Justizministerium, erklärte, der Fall zeige, wie die nordkoreanische Regierung versuche, das „Krypto-Ökosystem zu missbrauchen, um ihre illegalen Prioritäten zu finanzieren“.
Die sogenannte zivilrechtliche Einziehung erfolgt ohne strafrechtliche Verurteilung. Das bedeutet, dass der Staat das Geld zurückfordern kann, ohne dass ein Strafurteil vorliegt – ein schnellerer und effektiverer Prozess, insbesondere wenn sich die Beschuldigten außerhalb der Reichweite der Justiz befinden.
Was bedeutet das für Kryptowährungen?
Der Fall zeigt deutlich, dass Krypto kein rechtsfreier Raum ist. Trotz der erwarteten Anonymität vieler Nutzer sind Blockchain-Transaktionen häufig nachvollziehbar. Diese Untersuchung beweist, dass auch digitale Wallets nicht vor der Justiz sicher sind. Mit der Rückforderung von 7,7 Millionen US-Dollar sendet die US-Regierung ein starkes Signal.
Experten gehen davon aus, dass auch andere Länder ähnliche Maßnahmen ergreifen werden. Nordkorea ist kein Einzelfall – auch andere Regime experimentieren mit Kryptowährungen zur Finanzierung verbotener Aktivitäten. Die Verantwortung liegt bei der Branche und den Regierungen, um dem einen Schritt voraus zu sein.