Foto: lev radin/Shutterstock
Der ehemalige FTX-Chef Sam Bankman-Fried behauptet, dass seine Kryptobörse beim katastrophalen Zusammenbruch im Jahr 2022 „niemals insolvent“ gewesen sei. In einem aktuellen Dokument, das über einen mit ihm verlinkten Account auf X geteilt wurde, stellt er fest, dass FTX ausreichend Vermögenswerte besaß, um alle Verpflichtungen zu decken und dass die Insolvenz unnötig war.
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„FTX hatte Milliarden an Eigenkapital“
Laut dem veröffentlichten Dokument verfügte FTX zum Zeitpunkt des Zusammenbruchs über etwa 22 Milliarden Euro an Vermögenswerten und fast 14 Milliarden Euro an Eigenkapital. Die damals bekannt gewordenen Defizite seien laut SBF auf ein vorübergehendes Liquiditätsproblem zurückzuführen: Es habe nicht genug liquides Geld gegeben, um kurzfristig Auszahlungen zu erfüllen, aber das Unternehmen sei im Kern kapitalkräftig gewesen.
Im Text schiebt Bankman-Fried einen großen Teil der Schuld den Insolvenzverwaltern und ihrem Rechtsteam zu. Er behauptet, dass sie „118 Milliarden Euro an Wert vernichtet haben“ durch die Art und Weise, wie die Abwicklung der Insolvenz durchgeführt wurde.
Keine Anerkennung durch das Gericht
Die Insolvenzverwalter von FTX haben den Inhalt des Dokuments nicht bestätigt. Laut den offiziellen Insolvenzunterlagen beantragte FTX am 11. November 2022 Chapter-11-Schutz in den Vereinigten Staaten. Dabei wurde ausdrücklich festgestellt, dass das Unternehmen sowohl Liquiditäts- als auch Kapitalprobleme hatte.
Finanzanalysten bezeichnen die neuen Zahlen aus dem Dokument als „irreführend“, da sie auf theoretischen Bewertungen von Vermögenswerten basieren würden und nicht auf ihrem realisierbaren Marktwert zu jenem Zeitpunkt. Viele Besitztümer von FTX waren illiquide Token oder Investitionen, deren Wert während des Crashs stark fiel.
Kritik von Krypto-Experten
On-Chain-Forscher weisen darauf hin, dass damals ein massiver Abfluss von Kundenguthaben stattfand. Selbst wenn die Bilanz auf dem Papier positiv aussah, gab es laut ihnen zu wenig direkte Liquidität, um Auszahlungsanfragen zu erfüllen. Damit war das Unternehmen faktisch nicht in der Lage, seinen Verpflichtungen nachzukommen.
Kritiker sehen die Erklärung von Bankman-Fried daher als einen Versuch, seine eigene Rolle umzuschreiben. Der Ex-Chef wurde Anfang dieses Jahres wegen Betrugs und Verschwörung im Zusammenhang mit dem Zusammenbruch von FTX verurteilt.
Ob SBFs neueste Behauptung irgendeinen Einfluss auf die Gerichtsverfahren oder die Rückzahlung an Geschädigte haben wird, ist noch ungewiss. Vorerst scheint es vor allem ein Versuch zu sein, die Geschichte von FTX in einem anderen Licht darzustellen.
Anfang dieses Jahres zahlte FTX 4,5 Milliarden Euro an Geschädigte aus, aber auch das führte zu viel Kritik.