Foto: Melinda Nagy/Shutterstock
Während des heftigen Kryptokrachs vom vergangenen Freitag lief es bei der weltweit größten Kryptobörse Binance gewaltig schief. Drei sogenannte Earn-Produkte verloren vorübergehend ihre Kopplung an ihren festen Wert, was zu erheblichen Verlusten bei Nutzern führte. Binance räumte die Fehler ein und gab bekannt, über 243 Millionen Euro an Entschädigung an betroffene Kunden ausgezahlt zu haben.
Binance betonte, dass nicht der sogenannte Depeg (das Lösen vom festen Wert) den Crash verursachte, sondern umgekehrt: Der extreme Kursverfall führte zu technischen Problemen auf der Plattform.
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Fehler in internen Preisdaten und alte Orders
Laut Binance gerieten drei Assets vorübergehend aus dem Gleichgewicht. Es handelt sich um den Stablecoin USDe von Ethena, die Binance-Variante von Solanas Stakingtoken BNSOL und den Ethereum-Liquid-Stakingtoken WBETH. Vor allem USDe stürzte auf Binance auf 0,65 Dollar ab, während der Kurs auf anderen Handelsplattformen weitgehend stabil blieb.
Die Ursache lag laut Ethena-Gründer Guy Young bei einem internen Oracle-Problem. Ein Oracle ist ein System, das Preisdaten an eine Börse oder einen Smart Contract liefert. Binance nutzte in diesem Fall sein eigenes Orderbuch anstelle einer externen Preisquelle. Da zu diesem Zeitpunkt wenig Liquidität vorhanden war und vorübergehend keine Einzahlungen oder Abhebungen möglich waren, konnten Market Maker nicht eingreifen.
Darüber hinaus spielte noch ein weiteres technisches Problem eine Rolle. Einige Handelspaare, darunter IOTX und ATOM, zeigten plötzlich einen Wert von null Euro an. Das stellte sich später als kein echter Crash heraus, sondern als Anzeigefehler im System. Ältere Verkaufsorders, die bereits seit 2019 offen standen, wurden während der Panik zudem aktiviert, was den Preisverfall weiter verstärkte.
Entschädigung und Maßnahmen zur Verhinderung von Wiederholungen
Insgesamt zahlte Binance etwa 283 Millionen Dollar (über 243 Millionen Euro) an Nutzer aus, die Verluste bei Futures-, Margin- und Leihprodukten erlitten. Auch Kunden, die Geld durch interne Transfers oder das Abheben ihrer Guthaben in Earn-Märkten verloren, wurden entschädigt. Der Bewertungsprozess läuft noch weiter, und es können möglicherweise zusätzliche Vergütungen folgen.
Binance verspricht zudem Maßnahmen zu ergreifen, um ähnliche Fehler zu verhindern. So werden die Preisdaten künftig mit externen Oracles ergänzt und es kommt ein weicher Preisboden, um plötzliche Ausreißer zu begrenzen.
Der Kryptomarkt scheint den Vorfall inzwischen verarbeitet zu haben. Der BNB-Token, der an Binance gekoppelt ist, stieg in den vergangenen 24 Stunden um über elf Prozent, während die meisten anderen Coins ebenfalls erholten. Dennoch wirft das Ereignis erneut Fragen über die Anfälligkeit großer Handelsplattformen bei extremer Marktvolatilität auf.