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Tether, Herausgeber des größten Stablecoin der Welt, wird sich nicht unter den neuen europäischen MiCA-Regeln registrieren. Laut CEO Paolo Ardoino stellen die Regeln eine Gefahr für Banken dar und beschränken den Zugang zu digitalen Währungen für Millionen Nutzer weltweit.
„MiCA ist gefährlich für Stablecoins“
Während der „Token2049-Konferenz“ in Dubai äußerte Ardoino scharfe Kritik am europäischen Ansatz. Er bezeichnete die MiCA-Regulierung als „sehr gefährlich“ für Stablecoins wie USDT.
Die Hauptsorge ist die Verpflichtung, dass 60 Prozent der Reserven von Stablecoins in Bargeld bei europäischen Banken gehalten werden müssen. Laut Ardoino können kleinere Banken diesen Zustrom nicht bewältigen und dies könnte sogar zu Konkursen führen.
Die MiCA-Gesetzgebung ist seit Dezember 2024 in Kraft. Stablecoin-Herausgeber, die in der EU aktiv sein wollen, müssen sich registrieren und strenge Anforderungen erfüllen.
Ardoino will keine MiCA-Lizenz beantragen und nennt folgenden Grund in einem Interview mit Cointelegraph:
Ich habe beschlossen, keine MiCA-Lizenz zu beantragen, weil ich die mehr als 400 Millionen Nutzer weltweit schützen muss. Sie haben nicht so viel Glück wie Europäer.“
Ich liebe Europa, aber ich denke, dass die Europäische Zentralbank leider mehr daran interessiert ist, den digitalen Euro als Mittel zur Kontrolle der Menschen und zur Bestimmung, wie sie ihr Geld ausgeben, zu fördern.“
Die Auswirkungen sind bereits spürbar. Börsen wie Kraken und Crypto.com haben USDT und andere nicht regulierte Stablecoins bereits aus ihrem europäischen Angebot entfernt. Damit verlieren europäische Nutzer den Zugang zu einem der beliebtesten Stablecoins der Welt.
Tether selbst ist in El Salvador ansässig und fällt damit außerhalb der Reichweite europäischer Aufsichtsbehörden. Das Unternehmen konzentriert sich jetzt hauptsächlich auf aufstrebende Märkte, wo die Regulierung weniger streng ist.
Kritik am digitalen Euro
Neben MiCA kritisierte Ardoino auch den digitalen Euro der Europäischen Zentralbank (EZB). Ihm zufolge ist das Projekt hauptsächlich auf Kontrolle ausgerichtet, nicht auf technologische Innovation.
Er behauptete, dass wenn die EZB vollen Zugriff auf alle Transaktionen der Bürger hätte, einschließlich vollständiger KYC-Daten, dies zu einer „dystopischen Situation“ führen könnte.
Mit seinen Aussagen macht Tether deutlich, dass es sich nicht den europäischen Regeln fügen wird. Stattdessen entscheidet sich das Unternehmen für Märkte, wo der Fokus auf Benutzerfreundlichkeit und Reichweite liegt, anstatt auf strenger Kontrolle. Dies könnte ein kluger Schachzug auf lange Sicht sein, wenn die MiCa-Gesetzgebung mehr Widerstand erfährt.
Eines ist klar: Tether wählt Freiheit über Regulierung und lässt dadurch den europäischen Markt vorerst links liegen.
Nicht nur Tether schießt gegen die europäische Politik. Auch der Gründer von Binance meldet sich zu Wort und warnt vor einer wachsenden Anti-Krypto-Haltung in Europa.