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Die Europäische Zentralbank hat einen Vorschlag für ein standardisiertes EU-Sparprodukt vorgelegt, das private Ersparnisse verstärkt in europäische Kapitalmärkte lenken soll. Während die EZB das Konzept als Lösung für niedrige Renditen auf Bankeinlagen bewirbt, kritisieren Experten aus dem Krypto-Bereich die Pläne als versteckte staatliche Marktmanipulation durch steuerliche Anreize.
Standardisierte Sparprodukte mit steuerlichen Vorteilen
Der vorgeschlagene EU-Sparstandard sieht vor, dass bestimmte Fonds steuerliche Anreize erhalten, wenn sie spezifische Kriterien erfüllen. Diese umfassen jährliche Gebühren unter 0,5 Prozent, eine Mindestinvestition von 20 Prozent in EU-Unternehmen und eine breite Diversifikation über verschiedene Branchen.
Hintergrund der Initiative ist die aktuelle Situation, dass trotz über 50.000 verfügbarer Investmentfonds die meisten EU-Bürger ihr Geld weiterhin in niedrig verzinsten Bankeinlagen parken. Die EZB argumentiert, dass entsprechende Fonds in den vergangenen zehn Jahren durchschnittlich 6 Prozent jährliche Rendite erzielten, während Bankeinlagen deutlich weniger abwarfen.
There is an urgent need to channel retail savings into capital markets to develop those markets and finance EU priorities. An EU savings standard could increase retail participation, benefiting savers, boosting investment and supporting strategic priorities.
— European Central Bank (@ecb) June 27, 2025
Die Zentralbank verfolgt ein doppeltes Ziel: Sparern höhere Renditen anzubieten und gleichzeitig mehr Kapital für europäische Unternehmen zu mobilisieren, insbesondere in strategischen Bereichen wie der Informationstechnologie.
Für eine erfolgreiche Umsetzung müssten jedoch Hindernisse wie die komplizierte grenzüberschreitende Besteuerung und die mangelnde Verfügbarkeit von Fonds beseitigt werden. Derzeit sind diese nur in durchschnittlich sechs EU-Ländern erhältlich.
Kritik von Krypto-Experten: „Staatliche Marktmanipulation statt echter Innovation“
Krypto-Experte TheRobynHD kritisierte den Vorschlag scharf als „staatliche Marktmanipulation statt echter Innovation“. Seiner Analyse zufolge handelt es sich bei den beworbenen „Anreizen“ in Wahrheit um eine verkappte Marktlenkung durch steuerliche Bestrafung alternativer Anlagen.
„Die Wahrheit? ‚Unerwünschte‘ Anlagen sind durch Steuern unattraktiver, damit das Kapital ‚freiwillig‘ in politisch gewünschte Fonds fließt“, schrieb @TheRobynHD auf Twitter.
Besonders problematisch sei, dass selbst die beworbenen „EU-fokussierten“ Fonds im Durchschnitt nur 20 Prozent in europäische Unternehmen investieren würden.
🇪🇺 EU will dein Geld lenken – nur nicht effizient
Die EZB schlägt ein neues EU-Sparprodukt vor – mit steuerlichen Anreizen, damit Bürger „freiwillig“ in bestimmte Fonds investieren.
👉🏼 Die Wahrheit?
➟ „Unerwünschte“ Anlagen sind durch Steuern unattraktiver, damit das Kapital… https://t.co/wTdGZyaUhl pic.twitter.com/bD9sSYgnfQ— RobynHD (@TheRobynHD) June 27, 2025
Der Experte sieht in dem Ansatz ein typisches Muster zentraler Planwirtschaft: Anstatt Marktmechanismen wirken zu lassen und Produkte zu verbessern, werde durch steuerliche Verzerrung versucht, Kapitalströme politisch zu lenken. Dies sei besonders problematisch in einer Zeit, in der dezentrale, grenzüberschreitende Kryptowährungen echte Alternativen zu staatlich kontrollierten Finanzsystemen bieten würden.
„Statt Freude über steuerlich geförderte Produkte, sollten wir uns fragen: Warum wird alles andere bestraft?“, so @TheRobynHD weiter. Eine echte Verbesserung der europäischen Kapitalmärkte würde Bürokratie abbauen und Innovationen fördern, anstatt neue Lenkungsinstrumente zu schaffen.
EZB setzt auf Kontrolle statt Innovation
Dieses Vorgehen der EZB passt zu ihrer grundsätzlichen Haltung gegenüber digitalen Währungen. Wie wir bereits berichteten, nimmt die Zentralbank auch bei der Stablecoin-Regulierung eine strenge Haltung ein. Es scheint als wolle die EZB ihre Kontrolle über das europäische Geldsystem behalten und verhindern, dass Stablecoins zu einer unkontrollierten Alternative zum Euro werden.
Sie setzt auf „Stabilität und Kontrolle“ statt auf Innovation und wolle sicherstellen, dass keine parallelen Geldsysteme entstehen, die ihre geldpolitischen Entscheidungen unterlaufen könnten. Die EZB steht damit im direkten Gegensatz zur EU-Kommission, die eine lockerere, innovationsfreundlichere Herangehensweise bevorzugt.
Die Kritik zeigt die Spaltung zwischen regulatorischen Ansätzen und der Philosophie des Krypto-Sektors auf, der auf freie Marktmechanismen und dezentrale Lösungen setzt. Während die EZB auf staatliche Anreize zur Kapitalmarktförderung setzt, favorisieren Krypto-Investoren marktbasierte Lösungen ohne regulatorische Eingriffe.