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Während es in vielen Bereichen ruhiger zuging, herrschte in der Welt der Kryptowährungen in den vergangenen Wochen keine Pause. Bitcoin durchlief eine volatile Phase, und zahlreiche Kryptowährungen verzeichneten deutliche Kursverluste.
Auffälligerweise nimmt die Volatilität auf dem Kryptomarkt derzeit ab. Der Grund dafür ist eine wichtige Rede von Jerome Powell, dem Vorsitzenden der US-amerikanischen Zentralbank Federal Reserve (Fed).
Bei einem Treffen in Kansas City wird er bekannt geben, ob die Zentralbank Zinssenkungen vornimmt.
Was passiert, wenn die Fed die Zinsen senkt?
Die Augen der Finanzwelt richten sich derzeit auf das bergige Städtchen Jackson Hole in den USA. An diesem sonst eher unscheinbaren Ort in Wyoming findet vom 21. bis 23. August ein Fed-Symposium statt.
Wichtige Finanzakteure aus aller Welt sind anwesend, um zu erfahren, ob die Zentralbank die Zinsen senken wird.
Die Fed bestimmt unter anderem die Zins- und Geldpolitik in den Vereinigten Staaten. Diese beeinflusst die Finanzmärkte. Eine Zinserhöhung oder -senkung wirkt sich beispielsweise auf die Kosten für Kredite aus.
Ein niedrigerer Zinssatz führt dazu, dass Menschen und Unternehmen mehr Geld ausgeben, was die Wirtschaft ankurbelt. Da Sparen und Anleihen dann weniger Ertrag bringen, wird Krypto für Investoren attraktiver.
Sehr geringe Volatilität bei BTC
Die Mehrheit der Anleger rechnet mit einer Zinssenkung – das hat Einfluss auf die Volatilität von Bitcoin. Die Krypto-Plattformen Volmex und Deribit analysierten die implizite 30-Tage-Volatilität von Bitcoin.
Die implizite Volatilität zeigt, wie stark Anleger in Zukunft mit Kursschwankungen bei BTC rechnen.
Diese Erwartung basiert unter anderem auf den Preisen von Optionen. Optionen sind Rechte, Bitcoin zu einem festen Preis in der Zukunft zu kaufen oder zu verkaufen. Je höher diese Kosten, desto mehr Bewegung erwarten Anleger im Preis.
Daten von TradingView zeigen, dass die implizite Volatilität von BTC in der vergangenen Woche mit 36 Prozent den niedrigsten Stand seit zwei Jahren erreicht hat.
Das bedeutet, dass die Kursschwankungen von BTC zuletzt deutlich abgenommen haben. Die Kryptowährung steigt nicht stark im Wert, verzeichnet aber auch keine auffälligen Rückgänge.
Kryptoexperten: „Vorsicht vor Selbstzufriedenheit“
Eine Zinssenkung wird in „Basispunkten“ angegeben – eine Maßeinheit für kleine Zinsänderungen. 100 Basispunkte entsprechen 1 Prozent.
Eine Senkung um 25 Basispunkte bedeutet eine Zinssenkung von 0,25 Prozent. Die Mehrheit der Kryptohändler geht davon aus, dass Powell eine Zinssenkung in dieser Höhe ankündigen wird.
Einige Krypto-Analysten blicken skeptisch auf die mögliche Zinssenkung und die niedrige Volatilität auf dem Kryptomarkt. Sie sehen den Markt als „selbstzufrieden“. Anleger seien unzureichend auf finanzielle Negativmeldungen und entsprechende Kursbewegungen vorbereitet.
In den letzten Monaten erreichten Kryptowährungen wie Bitcoin und XRP neue Allzeithochs. Anleger sind entspannt und positiv gestimmt.
Der sogenannte „Angst-Index“ der Wall Street liegt derzeit bei 14 Prozent – ein starker Rückgang im Vergleich zu über 50 Prozent im April. Zahlreiche Finanzexperten meinen jedoch, dass Anleger die Risiken des Marktes unterschätzen.
Eine Entscheidung der Trump-Regierung, wie etwa höhere Handelszölle für bestimmte Länder, könnte negative Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben. Auch die anhaltend hohe Inflation ist ein nicht zu unterschätzender Faktor.
Warnung von Goldman Sachs
Ein bedeutender Finanzakteur, der vor „Selbstzufriedenheit“ warnt, ist Goldman Sachs. In einem aktuellen Bericht schreibt die Bank, dass die Spanne zwischen sicheren und risikobehafteten Unternehmensanleihen auf dem niedrigsten Stand seit 2017 liegt.
Laut Analysten von Goldman Sachs können Anleger ihre Investitionen am besten durch sogenannte „Hedges“ absichern.
Das sind Absicherungsstrategien gegen mögliche Verluste, wie zum Beispiel der Kauf von Optionen, die das Recht geben, zu einem festen Preis zu kaufen oder zu verkaufen – selbst wenn der Markt sich negativ entwickelt. Die Strategieabteilung von Goldman Sachs schreibt unter anderem:
„Es gibt genügend Risiken, die es ratsam machen, Hedges in den Wallets zu halten.“
Folgt auf stabile Phase heftige Turbulenz?
Die Volatilität von Bitcoin befindet sich auf dem niedrigsten Niveau seit 2023. Einerseits ist das ein Zeichen dafür, dass die Kryptowährung stabiler und „erwachsener“ wird. Andererseits könnte nach einer Phase der Stabilität eine Phase der Turbulenz folgen.
Diese Turbulenz nach Stabilität ist auch unter dem Begriff „mean-reverting“ bekannt. Das bedeutet, dass es zu einer Trendwende am Kryptomarkt kommen kann – genau davor warnen zahlreiche Krypto-Analysten.
In wenigen Tagen wird mehr Klarheit über eine mögliche Zinssenkung durch die Fed herrschen. Die Rede von Jerome Powell ist am 22. August um 16:00 Uhr (europäischer Zeit) live zu verfolgen.