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Die US-amerikanische Notenbank Atlanta Fed hat ihre Wachstumsprognose für das zweite Quartal 2025 deutlich nach oben korrigiert. Der neue Wert von 4,6 Prozent stellt eine bemerkenswerte Kehrtwende gegenüber den pessimistischen Einschätzungen für das erste Quartal dar und wirft Fragen zur tatsächlichen wirtschaftlichen Entwicklung auf.
Sprung von negativen zu positiven Wachstumserwartungen
Am 2. Juni veröffentlichte die Atlanta Fed ihre aktualisierte Prognose: „Am 2. Juni prognostiziert das #GDPNow-Modell ein reales BIP-Wachstum von 4,6% für Q2 2025.“ Diese Zahl steht in starkem Kontrast zu den Schätzungen für das erste Quartal, die noch ein negatives Wirtschaftswachstum erwarteten.
Die drastische Veränderung der Prognose spiegelt eine komplexe wirtschaftliche Dynamik wider, die eng mit Handelseffekten und Import-Trends verknüpft ist. Während die 4,6 Prozent auf den ersten Blick nach einem außergewöhnlich starken Wirtschaftswachstum aussehen, liegt die Realität in statistischen Verzerrungseffekten begründet.
Import-Vorzieheffekte als Verzerrungsfaktor
Die Erklärung für diese ungewöhnliche Entwicklung liegt laut Analyst Furkan Yildirim in den massiven Import-Vorzieheffekten des ersten Quartals. Unternehmen führten große Mengen aus dem Ausland ein, um neuen US-Zöllen zuvorzukommen. Diese Importe wirken sich negativ auf die BIP-Berechnung aus, obwohl sie operativ keine wirtschaftliche Schwäche darstellen.
US-BIP: Warum springt die Prognose plötzlich auf +4,6%?
Die neueste Prognose der Atlanta Fed für das Wirtschaftswachstum im 2. Quartal 2025 überrascht viele: +4,6% – das klingt nach einem Boom. Doch Vorsicht: Das Bild ist etwas verzerrt.
📉 Im 1. Quartal wurde noch ein… pic.twitter.com/Bf4YFADb1k
— Furkan Yildirim (@FurkanCCTV) June 3, 2025
Im zweiten Quartal kehrt sich dieser Trend um. Nach Inkrafttreten der Zölle werden Importe weniger attraktiv und gehen zurück. Dadurch fallen die negativen BIP-Beiträge weg, was statistisch zu einem scheinbar starken Wachstum führt. Wie Yildirim auf der Social-Media-Plattform X erklärt, sind die 4,6 Prozent somit primär ein statistischer Gegeneffekt zu den Vorzieheffekten aus dem ersten Quartal.
Auswirkungen auf die Marktwahrnehmung
Die veränderte Wirtschaftsprognose hat bereits Auswirkungen auf die Finanzmärkte gezeigt. Im März und April 2025 stieg der Goldpreis stark an, angetrieben von Rezessionsängsten und der deutlich negativen BIP-Prognose der Atlanta Fed für das erste Quartal. Die aktuelle positive Prognose hat die Marktstimmung beruhigt.
Das GDPNow-Modell der Atlanta Fed gilt als wichtiger Indikator für die kurzfristige Wirtschaftsentwicklung. Die Erwartung eines Wachstums von 4,6 Prozent für das zweite Quartal lässt eine Rezession nun als unwahrscheinlich erscheinen. Diese Einschätzung steht allerdings im Gegensatz zu Warnungen von JPMorgan-Chef Jamie Dimon, der weiterhin vor wirtschaftlichen Risiken warnt.
Bedeutung für Wirtschaftsdateninterpretation
Der Fall zeigt die Komplexität von Wirtschaftsdaten und die Notwendigkeit einer kontextuellen Betrachtung. Oberflächlich betrachtet könnte die Prognose von 4,6 Prozent als Zeichen einer boomenden Wirtschaft interpretiert werden. Die zugrundeliegenden Faktoren offenbaren jedoch, dass es sich hauptsächlich um statistische Effekte handelt, die durch Handelsdynamiken verursacht wurden.
Die Atlanta Fed verwendet ihr GDPNow-Modell zur Echtzeitschätzung des Wirtschaftswachstums basierend auf verfügbaren Wirtschaftsdaten. Das Modell wird regelmäßig aktualisiert, sobald neue Daten verfügbar werden, was zu teilweise drastischen Revisionen führen kann, wie das aktuelle Beispiel zeigt.
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