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Die spektakulären Kursanstiege von Bitcoin (BTC) haben in den letzten Wochen etwas an Dynamik verloren. Dennoch zeigen bestimmte Entwicklungen, dass es wohl noch zu früh ist, das Ende des Bullenmarktes auszurufen.
Die enorme Investitionswelle in Künstliche Intelligenz (KI) bei den größten Technologieunternehmen könnte der Weltwirtschaft über Jahre hinweg zusätzliche Wachstumsimpulse und Liquidität verschaffen – genau davon profitieren risikobehaftete Anlagen wie Bitcoin besonders stark.
Big Tech ändert seinen Kurs
Die sogenannten „Magnificent 7“ – Apple, Microsoft, Amazon, Meta, Tesla, Alphabet und Nvidia – waren im vergangenen Jahrzehnt Inbegriff eines „asset-light“-Erfolgsmodells. Ihre Stärke basierte auf geistigem Eigentum, ikonischen Marken und mächtigen Netzwerkeffekten.
„Asset-light“ bedeutet, dass diese Tech-Giganten enorme Unternehmenswerte aufbauen konnten, ohne massiv in physische Infrastruktur wie Fabriken oder Maschinen zu investieren.
Doch dieses Modell befindet sich im Umbruch. Seit 2012 sind die Kapitalausgaben dieser Unternehmen von 4 % auf etwa 15 % ihres Umsatzes gestiegen.
Meta liegt dabei an der Spitze: Das Unternehmen plant, in diesem Jahr voraussichtlich 35 % seines Umsatzes in Rechenzentren und Server zu investieren. Microsoft und Alphabet liegen mit 28 % bzw. 21 % bereits auf einem Niveau, das normalerweise bei Energieversorgern zu finden ist.
„Big tech CapEx as percentage of EBITDA is now running at 50%-70%, which is similar to AT&T’s 72% at the peak of the 2000 telecom bubble and Exxon’s 65% at the peak of the 2014 energy bubble.
Historically, companies experiencing higher capital intensity tend to be structurally… https://t.co/IFW9it4rAT pic.twitter.com/rc6NAwCix5
— Tobias Carlisle (@Greenbackd) September 16, 2025
KI-Wettlauf treibt Milliardeninvestitionen
Die aktuellen Milliardeninvestitionen von Big Tech in KI vergleicht Investor Kai Wu (Sparkline Capital) mit historischen Kapitalkonjunkturen – etwa dem Eisenbahnbau im 19. Jahrhundert oder der Dotcom-Blase. Solche Phasen waren häufig mit hohen Verlusten für Investoren in physische Infrastruktur verbunden.
Doch diesmal sei die Ausgangslage grundlegend anders, so Wu. Die heutigen Tech-Riesen verfügen über solide Bilanzen, starke Cashflows und erhebliche Marktmacht. Sollte KI tatsächlich die hohen Erwartungen erfüllen, könnte sich die Investition vielfach auszahlen.
Die Bank of America schätzt, dass allein Nvidias angekündigte Investition von 100 Milliarden US-Dollar in OpenAI ein Potenzial von bis zu 500 Milliarden US-Dollar an Rendite entfalten könnte.
Mehr Wachstum bedeutet mehr Liquidität
Die Ausgaben der „Magnificent 7“ sind inzwischen so umfangreich, dass sie messbar zur wirtschaftlichen Expansion der USA beitragen. Da diese Unternehmen über ein Drittel der Marktkapitalisierung des S&P 500 ausmachen, folgen auch die breiteren Märkte ihrem Investitionszyklus.
Für Anleger in Bitcoin ist dies von entscheidender Bedeutung: Risikobehaftete Assets wie Kryptowährungen profitieren in der Regel von einer erhöhten Liquidität im Markt. Solange Big Tech also weiterhin als Motor kapitalgetriebener Expansion fungiert, sehen viele Analysten noch reichlich Potenzial für eine Fortsetzung des Bitcoin-Bullenmarktes.
Ob das bevorstehende, hardwarebasierte Wachstum der nächsten Dekade genauso profitabel sein wird wie das softwaregetriebene Jahrzehnt zuvor, bleibt abzuwarten. Doch derzeit liefert der KI-Boom von Big Tech ein starkes Gegenargument zur Annahme, dass der Bitcoin-Kurs sein Hoch bereits erreicht hat.