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Ich erinnere mich noch genau an den Moment: Der Kryptomarkt zog kräftig an, meine Gewinne waren deutlich im Plus – und ich stellte mir die Frage, die sich viele stellen: Soll ich jetzt verkaufen und Gewinne mitnehmen?
Doch dann wurde mir bewusst: Der Verkauf ist nur der erste Schritt. Richtig kompliziert wird es beim Auscashen auf das Bankkonto – denn dann wird es steuerlich und regulatorisch ernst.
Um keinen Fehler zu machen, habe ich mir professionelle Hilfe geholt: Stefan Winheller, Steueranwalt, Gründer der gleichnamigen Kanzlei und einer der renommiertesten Experten, wenn es um Krypto und Steuern in Deutschland geht.
In unserem Gespräch hat er mir und hoffentlich auch euch viele wertvolle Einblicke gegeben – einige davon möchte ich in diesem Artikel mit euch teilen.
Der größte Fehler beim Auszahlen von Krypto
Viele denken, das Finanzamt ist der größte Stolperstein. Doch Stefan stellte klar: Das Problem beginnt oft viel früher – bei der technischen und organisatorischen Vorbereitung. Die häufigsten Probleme:
- Verifikation auf der Börse dauert zu lange.
- Die Wallet-Adresse wird nicht akzeptiert.
- Die Börse verlangt einen Herkunftsnachweis, den man nicht sofort liefern kann.
- Man leert seine Wallet komplett, obwohl man sie für eine Rücktransaktion noch braucht.
Diese scheinbar kleinen Dinge können dazu führen, dass man den perfekten Ausstiegszeitpunkt verpasst – und statt Gewinn nur Stress bleibt.
Was das Finanzamt wirklich sehen will
Ich habe gelernt, dass das Finanzamt keine Angstfigur sein muss – wenn man sauber arbeitet. Wichtig ist:
- Dokumentation der Haltedauer – denn nach einem Jahr Haltefrist sind Gewinne steuerfrei.
- Nachweisbare Transaktionshistorie – z. B. über CoinTracking.
- Ordentliche Aufbereitung in einer Excel-Tabelle oder als PDF-Report.
- Keine Schätzungen auf Zuruf, sondern nachvollziehbare Angaben.
- Und: Stets transparenter Umgang mit der Bank und dem Steuerberater.
Doch selbst mit bestem Willen kann es schwierig werden, wenn man in der Vergangenheit unzählige Wallets, Plattformen und Trades genutzt hat. Dann beginnt die Detektivarbeit.
Die Rolle der Banken – und warum sie Konten kündigen
Besonders heikel wird es, wenn plötzlich größere Summen auf dem Bankkonto eingehen – z. B. 100.000 € bei einem Konto mit normalem Gehaltseingang. Dann kann die Bank eine Verdachtsanzeige wegen Geldwäsche stellen. Oft ohne Vorwarnung.
Die Folge? Konto gesperrt, interne Prüfung, möglicherweise sogar eine Weiterleitung an die Staatsanwaltschaft. Selbst wenn sich später alles aufklärt – der Schaden ist da, insbesondere wenn man auf das Geld zugreifen wollte.
Darum der Rat: Immer vorher mit der Bank offen kommunizieren. Herkunftsnachweise vorbereiten, Bewegungen erklären können – sonst wird es schnell ernst.
Wegziehen ins Ausland – wirklich eine Lösung?
Viele denken: Ich ziehe einfach ins Ausland, z. B. nach Dubai, und spare mir die deutschen Steuern. Aber ganz so einfach ist es nicht. Die sogenannte „erweiterte beschränkte Steuerpflicht“ kann bis zu 10 Jahre nach dem Wegzug weiterbestehen – vor allem, wenn keine Doppelbesteuerungsabkommen bestehen.
Und genau das ist bei beliebten Destinationen wie Dubai, Panama oder Hongkong der Fall.
Das heißt: Auch im Ausland kann das deutsche Finanzamt noch auf die Gewinne zugreifen – wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind. Und zurückkommen nach Deutschland? Dann will das Finanzamt manchmal rückwirkend alles versteuern, wenn der Wegzug als „Scheinwegzug“ gewertet wird.
Ich hoffe, dieser Erfahrungsbericht hilft euch weiter – denn es geht bei Krypto nicht nur um HODL oder Buy the Dip, sondern auch um Regelkonformität, Dokumentation und Strategie.
Wenn ihr in einer ähnlichen Situation seid oder plant, Gewinne zu realisieren: Holt euch rechtzeitig Hilfe. Denn in der Kryptowelt ist Vorbereitung das halbe Vermögen.
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