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Die Aufregung um die Kleiderwahl des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj beschäftigt weiterhin die Krypto-Welt. Was als lockere Wette auf Polymarket begann, hat sich inzwischen zu einer langwierigen Diskussion im Wert von 200 Millionen Dollar entwickelt: Erscheint Selenskyj bis zum 1. Juli 2025 im Anzug im Fernsehen?
Nach unserem vorherigen Artikel über Manipulationsvorwürfe innerhalb dieser Wette rückt nun vor allem das System in den Mittelpunkt der Kontroverse.
Ein Krypto-System mit Abstimmung: Ist das fair?
Das UMA-System fungiert als „dezentrales Orakel“ für Krypto-Wettplattformen wie Polymarket. Kommt es zu Uneinigkeit über das Ergebnis einer Wette, dürfen Inhaber von UMA-Token über die richtige Option abstimmen.
Je mehr Token du besitzt, desto größer ist dein Stimmgewicht. Doch genau dieses System steht nun in der Kritik. Laut Kritikern wie RememberAmalek stimmen die Nutzer insbesondere dafür ab, was ihrer Meinung nach die Mehrheit denkt – nicht, was sie selbst für tatsächlich richtig halten.
Das liegt am „Slashing“-Mechanismus von UMA. Wer gegen die schlussendliche Mehrheitsentscheidung stimmt, verliert einen Teil seiner Token. Das fördert Herdentrieb und unterdrückt inhaltliche Stimmen.
Fünfundneunzig Prozent aller UMA-Token befinden sich im Besitz von Walen (großen Investoren), wodurch das Manipulationsrisiko hoch ist.
„Das ist nicht dezentral“
Am 25. Juni erschien Selenskyj laut internationalen Medien wie der BBC und der New York Post tatsächlich im Anzug. Trotzdem steht die Wette auf Polymarket kurz davor, als „Nein“ abgerechnet zu werden – obwohl bereits zweimal ein „Ja“-Entscheid gefallen war.
Das führt zu Frust bei den tausenden Nutzern, die nun ihr eingesetztes Kapital verlieren könnten. Sie fühlen sich bestätigt, gestützt durch die Berichte internationaler Medien.
„Eine einzelne Person mit Millionen Token, die Millionenentscheidungen trifft, das ist keine Dezentralisierung“, erklärt RememberAmalek. Er spricht sich sogar für eine Rückkehr zur Zentralisierung durch Polymarket selbst aus – allerdings unter der Voraussetzung von Transparenz und Professionalität.
Die Wette um ein zunächst einfaches Kleidungsstück macht so ein grundlegendes Problem deutlich: Was nützt Dezentralisierung, wenn nur wenige die Wahrheit bestimmen? Solange ein externes Orakel mit fragwürdigen Methoden über richtig oder falsch entscheidet, verlieren die Nutzer auf Dauer ihr Vertrauen ins System.