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Mehrere Anleger berichten über massive steuerliche Probleme bei dem Neobroker Trade Republic im Zusammenhang mit dem Aktiensplit von Nvidia.
Während der Aktiensplit selbst technisch problemlos verlief, sorgten nachträgliche Abbuchungen von Kapitalertragsteuer für erhebliches Aufsehen. Teilweise wurden vierstellige Beträge, in Einzelfällen sogar fast 10.000 Euro, ohne klare Grundlage vom Konto der Anleger eingezogen.
https://t.co/Jzrgm7eJL5 Ein Berliner Anleger erlebt eine böse Überraschung: Über ein Jahr nach dem Nvidia-Aktiensplit bucht Trade Republic plötzlich fast 10.000 Euro von seinem Konto ab – wegen einer fehlerhaften Steuerberechnung. pic.twitter.com/NcHUPaopv4
— Aktien.news (@aktiennews_com) September 30, 2025
Besonders brisant: Viele Betroffene fühlten sich von Trade Republic im Stich gelassen.
Unerwartete Steuerabzüge treffen Anleger hart
Im Rahmen des Aktiensplits von Nvidia kam es laut übereinstimmenden Medienberichten zu erheblichen Fehlbuchungen bei der Kapitalertragsteuer. Die Beträge, die abgezogen wurden, standen oft in keinem Verhältnis zu den realisierten Gewinnen oder dem tatsächlichen Depotvolumen.
Die Ursache liegt offenbar in fehlerhaften Berechnungen im Zusammenhang mit Dividendenzahlungen oder ähnlichen steuerlich relevanten Vorgängen. Diese Fehlkalkulationen führten dazu, dass Anleger plötzlich mit hohen Abzügen konfrontiert wurden – ohne vorherige Ankündigung oder transparente Erklärung.
Keine automatische Rückzahlung trotz offensichtlicher Fehler
Besonders ärgerlich für die Betroffenen: Eine automatische Rückerstattung der zu viel gezahlten Steuer erfolgte nicht. Stattdessen mussten die Anleger eigenständig Kontakt zum Kundenservice aufnehmen, um eine Korrektur zu beantragen.
Doch laut zahlreicher Erfahrungsberichte erwies sich der Support als wenig hilfreich. Standardisierte Antworten und der Verweis auf gesetzliche Rundungsvorgaben ersetzten häufig eine individuelle Prüfung des Einzelfalls. Das Vertrauen in die Zuverlässigkeit und Kundenorientierung des Brokers wurde dadurch weiter erschüttert.
Systemische Schwächen bei der Steuerberechnung
Der Vorfall offenbart auch grundlegende Probleme im System von Trade Republic. Zwar sind Rundungen bei der Steuerberechnung grundsätzlich zulässig, doch insbesondere bei Vieltradern kann sich dies zu einem gravierenden Nachteil summieren.
Ohne automatische Nachkorrektur können so beträchtliche Beträge verloren gehen – zum Nachteil der Anleger. Der Fall zeigt deutlich, dass technische und organisatorische Schwächen in Kombination mit komplexem Steuerrecht ein erhebliches Risiko darstellen, gerade bei digitalen Plattformen wie Neobrokern.
Trade Republic räumte die fehlerhaften Abbuchungen ein und erklärte, dass es „in wenigen Fällen zu Fehlkalkulationen kam, die durch einen externen Dienstleister verursacht wurden“.
Konkret seien bei den betroffenen Transaktionen die Anschaffungskosten falsch angesetzt worden, was zu einer fehlerhaften Berechnung der Kapitalertragsteuer führte.
Laut dem Unternehmen sei jedoch „nur eine sehr niedrige Anzahl von Kunden“ von der Problematik betroffen gewesen. Man betonte zudem, dass Kunden „grundsätzlich sicher davon ausgehen können, dass ihnen zustehende Steuererstattungen gutgeschrieben werden“.
Handlungsempfehlung für Anleger
Wer betroffen ist, sollte umgehend die eigenen Kontoauszüge und Steuerbescheinigungen überprüfen.
Bei Unstimmigkeiten empfiehlt sich eine schriftliche Beschwerde beim Kundenservice. Bleibt diese ohne Ergebnis, ist der Gang zur BaFin oder zur Verbraucherzentrale sinnvoll. Langfristig sollten Vieltrader zudem das Geschäftsmodell und die steuerliche Abwicklung bei Trade Republic kritisch hinterfragen, um ähnliche Probleme in Zukunft zu vermeiden.
Letztlich zeigt dieser Vorfall einmal mehr: Wer sein Kapital über zentrale Dienstleister wie Neobroker verwalten lässt, gibt einen Großteil der Kontrolle aus der Hand – und trägt im Ernstfall die Konsequenzen.
Das ist natürlich das grundlegende Problem, wenn man sich dazu entscheidet, sein Kapital nicht selbst zu verwahren. Genau hier setzen Kryptowährungen und dezentrale Finanzsysteme (DeFi) an: Sie ermöglichen es Nutzern, ihre Vermögenswerte eigenverantwortlich zu verwalten – ohne Zwischeninstanz, ohne automatisierte Abbuchungen und mit voller Transparenz.
Doch auch dort gilt: Selbstverwahrung bedeutet Kontrolle – aber auch Eigenverantwortung.