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Krypto-Millionäre werden zunehmend Ziel schwerer Kriminalität. Entführungen, Folter und abgetrennte Finger sind keine Seltenheit mehr. Die Täter verfolgen ein einziges Ziel: Zugang zu digitalen Wallets.
Laut einem Anleger, der unter dem Pseudonym „Bernard“ auftritt und sich bereits mehrfach verstecken musste, ist es am sichersten, wenn niemand weiß, dass man überhaupt Bitcoin (BTC) besitzt.
Aus Angst im Untergrund
Bernard lebt anonym. Er trägt bewusst Jeans und alte Turnschuhe, um nicht wie ein Bitcoin-Millionär auszusehen.
Trotzdem musste er sich in den letzten Jahren bereits dreimal verstecken. Nach jedem größeren Kryptohack – etwa durch Datenlecks bei Börsen – zieht er sich vorsorglich für rund fünf Monate ins Ausland zurück. Die Zeit in „schönen Unterkünften“ empfindet er nicht als Strafe.
Laut einer Auswertung von Jameson Lopp steigt die Anzahl der Straftaten in jeder Hausse-Phase stark an.
Die Sorge ist berechtigt: Allein in Frankreich wurden laut der Polizei in diesem Jahr bereits 29 gewaltsame Vorfälle gegen Krypto-Besitzer registriert – und das Jahr ist noch nicht zur Hälfte vorbei. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen.
Gewaltsame Entführungen
Die Übergriffe sind extrem brutal. Im Januar wurde David Balland, Mitgründer des Hardware-Wallet-Herstellers Ledger, gemeinsam mit seiner Freundin entführt. Nach Zahlung des Lösegelds in Krypto wurden sie zwar freigelassen, jedoch wurde dem Unternehmer ein Finger abgetrennt.
Auch Belgien bleibt nicht verschont: In Vorst, nahe der Grenze, wurde die Frau eines bekannten Krypto-Influencers verschleppt. Nach einer dramatischen Verfolgungsjagd verunglückte das Fahrzeug in der Nähe von Brügge. Die Entführer forderten 1,6 Millionen Euro in Bitcoin.
Kriminelle setzen bei Lösegeldforderungen immer häufiger auf Kryptowährungen. Der Grund: Transaktionen lassen sich nur schwer rückgängig machen, sind schwer zu verfolgen, und Banken können umgangen werden. Trotz der Transparenz öffentlicher Blockchains bleibt die direkte Übertragung für Täter attraktiv.
Bernards Vorgehensweise gilt für viele als Vorbild – eine Art „Blaupause“ für den sicheren Umgang mit Bitcoin. Statt teure Autos oder Luxusuhren zu zeigen, entscheidet er sich für ein schlichtes Erscheinungsbild. Weniger auffällig bedeutet in diesem Fall: sicherer. Je weniger Menschen wissen, dass man Bitcoin besitzt, desto geringer ist die Gefahr, Opfer eines Überfalls zu werden.