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Die Zeit läuft: Am 31. Juli 2025 endet die Abgabefrist für die Steuererklärung 2024 – und das schließt auch deine Krypto-Gewinne und -Verluste mit ein. Falls du wie viele andere auch noch nicht angefangen hast, ist jetzt der richtige Moment zum Handeln.
Auch in der verbleibenenden Zeit lassen sich noch erhebliche Steuervorteile realisieren. Denn wer seine Transaktionen nicht ordnungsgemäß dokumentiert, riskiert nicht nur Nachzahlungen, sondern verpasst auch wertvolle Optimierungsmöglichkeiten.
Was du über Krypto-Steuern 2024 wissen musst
Die gute Nachricht vorweg: Deutschland bietet Krypto-Investoren im internationalen Vergleich durchaus attraktive Bedingungen. Kryptowährungen gelten hierzulande als „sonstige Wirtschaftsgüter“ nach § 23 EStG – ähnlich wie Sammlerstücke oder Gold. Das bringt zwei entscheidende Vorteile mit sich: die einjährige Haltefrist und verbesserte Freigrenzen.
Seit dem Steuerjahr 2024 liegt die Freigrenze für Krypto-Gewinne bei 1.000 Euro pro Jahr – eine deutliche Erhöhung gegenüber den früheren 600 Euro, wie Krypto-Steuerexperte Florian Wimmer von Blockpit bestätigt.
Wichtig: Es handelt sich um eine Freigrenze, nicht um einen Freibetrag. Überschreitest du die 1.000 Euro auch nur um einen Cent, wird der gesamte Gewinn steuerpflichtig.
Die Besteuerung erfolgt mit deinem persönlichen Einkommensteuersatz zwischen 0 und 45 Prozent. Hinzu kommt bei entsprechendem Einkommen der Solidaritätszuschlag von 5,5 Prozent. Die progressive Besteuerung bedeutet: Je höher dein Gesamteinkommen, desto höher der Steuersatz auf deine Krypto-Gewinne.
Krypto-Gewinne richtig berechnen und dokumentieren
Die Gewinnermittlung bei Kryptowährungen folgt einem klaren Schema: Verkaufspreis minus Anschaffungskosten gleich Gewinn oder Verlust. Klingt einfach, wird aber schnell komplex, wenn due verschiedene Coins zu unterschiedlichen Zeitpunkten und Preisen gekauft hast.
Deutschland wendet für die Gewinnermittlung die First-in-First-out-Methode (FiFo) an. Das bedeutet: Die zuerst gekauften Coins gelten als zuerst verkauft. Hast du beispielsweise Bitcoin (BTC) im Januar für 20.000 Euro und im März für 25.000 Euro gekauft, und verkaufst im Juni Bitcoin im Wert von 30.000 Euro, bezieht sich der Verkauf zunächst auf den Januar-Kauf.
Besonders wichtig: Auch der Tausch einer Kryptowährung gegen eine andere gilt steuerlich als Verkauf. Wer Bitcoin gegen Ethereum (ETH) tauscht, löst damit potenziell eine Steuerpflicht aus – vorausgesetzt, die Haltefrist von einem Jahr wurde nicht eingehalten und die Freigrenze überschritten.
Praktische Anleitung: Krypto in der Steuererklärung eintragen
Seit dem Steuerjahr 2023 gibt es erstmals eigene Abschnitte für „virtuelle Währungen und sonstige Token“ in der Anlage SO. Das vereinfacht die Eintragung erheblich.
Für Krypto-Gewinne und -Verluste: Auf Seite 2 der Anlage SO findest du den entsprechenden Abschnitt. Trage in Zeile 41, Feld 108 eine „1“ ein, wenn du Einkünfte aus Krypto-Verkäufen erzielt hast. In Zeile 42 benennst du die Art der Kryptowährung – bei mehreren Transaktionen kannst du auf einen separaten Bericht verweisen. Die Zeilen 44 bis 47 erfassen Verkaufspreise, Anschaffungskosten und Werbungskosten wie Transaktionsgebühren.
Für Krypto-Einkommen: Einkünfte aus Staking, Mining oder Lending gehören auf Seite 1 der Anlage SO in den Abschnitt „Angaben zu Tätigkeiten im Zusammenhang mit Einheiten virtueller Währungen“. Hier gilt eine separate Freigrenze von 256 Euro pro Jahr. Überschreitest du diese, wird das gesamte Krypto-Einkommen mit deinem persönlichen Steuersatz besteuert.
Legale Steueroptimierung: Tax Loss Harvesting nutzen
Eine der effektivsten Strategien zur Krypto-Steueroptimierung ist das sogenannte Tax Loss Harvesting. Dabei verkaufst du bewusst Kryptowährungen, die im Wert gefallen sind, um Verluste zu realisieren. Diese kannst du dann mit Gewinnen aus anderen Investments verrechnen und so deine Steuerlast senken.
Anders als in den USA gibt es in Deutschland keine „Wash Sale Rule“, die einen sofortigen Rückkauf verbietet – allerdings sollten steuerliche und Marktrisiken dabei bedacht werden.
Der optimale Zeitpunkt für Tax Loss Harvesting ist das Jahresende, wenn du einen klaren Überblick über deine Jahresperformance hast. Wichtig: Die Verluste müssen noch im selben Steuerjahr realisiert werden. Für die Steuererklärung 2025 hast du also nur bis zum 31. Dezember 2025 Zeit.
Ein Beispiel: Du hast Bitcoin-Gewinne von 3.000 Euro, aber auch Ethereum-Verluste von 1.500 Euro realisiert. Durch geschicktes Tax Loss Harvesting reduziert sich dein steuerpflichtiger Gewinn auf 1.500 Euro – das kann je nach Steuersatz mehrere Hundert Euro Ersparnis bedeuten.
Häufige Stolperfallen vermeiden
Viele Krypto-Investoren unterschätzen die Komplexität der Dokumentation. Jede Transaktion muss nachvollziehbar sein – vom Kauf über Tauschgeschäfte bis zum Verkauf. Besonders tückisch: Auch das Bezahlen mit Kryptowährungen gilt steuerlich als Verkauf.
DeFi-Aktivitäten wie Liquidity Mining oder Yield Farming werden ebenfalls besteuert. Die erhaltenen Rewards gelten als Einkommen zum Zeitpunkt des Zuflusses und unterliegen später bei Verkauf erneut der Besteuerung, falls die Haltefrist nicht eingehalten wird.
Airdrops hingegen sind bei Zufluss grundsätzlich steuerfrei – vorausgesetzt, sie erfolgen ohne Gegenleistung. Bei späterem Verkauf gelten jedoch die normalen Steuerregeln.
Technische Hilfsmittel und professionelle Unterstützung
Die manuelle Berechnung von Krypto-Steuern ist bei mehreren Hundert Transaktionen praktisch unmöglich. Spezialisierte Software kann hier entscheidend helfen, alle Transaktionen rechtskonform zu kategorisieren und die entsprechenden Steuerformulare zu erstellen.
Professionelle Tools berücksichtigen dabei automatisch die deutschen Steuerregeln, wenden die FiFo-Methode korrekt an und identifizieren Optimierungsmöglichkeiten. Der entstehende Steuerbericht kann direkt mit der Steuererklärung eingereicht werden und erspart im Zweifelsfall aufwendige Nachfragen des Finanzamts.
Fazit: Rechtzeitig handeln lohnt sich
Die Krypto-Steuererklärung mag komplex erscheinen, doch mit der richtigen Vorbereitung lassen sich nicht nur Fehler vermeiden, sondern auch erhebliche Steuervorteile realisieren. Nutze die verbleibende Zeit bis zum 31. Juli 2025, um deine Transaktionen zu dokumentieren und mögliche Optimierungen zu identifizieren. Wer jetzt handelt, kann nicht nur rechtliche Probleme vermeiden, sondern auch sein Portfolio steueroptimal für die Zukunft aufstellen.
Übrigens: Neue BMF-Richtlinien und erste Gerichtsurteile zu Meme-Coins bringen Bewegung in die Krypto-Besteuerung für das nächste Steuerjahr. Mehr dazu in unserem Artikel „Krypto-Besteuerung 2025: Neue BMF-Regeln und Gerichtsurteile“.
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