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Was passiert, wenn niemand mehr Interesse an Staatsanleihen mit einer Laufzeit von 30 oder 40 Jahren hat? Genau das erleben wir derzeit live. In Japan scheiterte diese Woche eine Auktion für 20-jährige Staatsanleihen, was zu einem plötzlichen Anstieg der japanischen Zinssätze auf den höchsten Stand seit dem Jahr 2000 führte.
Everyone expects Yield Curve Control.
But Japan already tried YCC and look at what it got them.
A spectacular bond market implosion happening right in front of us.
Now every Japanese bank, pension fund, and insurance company that trusted the Bank of Japan is holding a massive… pic.twitter.com/qQyuwEfWv2
— Stack Hodler (@stackhodler) May 21, 2025
Gleichzeitig hat Moody’s das Risiko für US-Staatsanleihen durch eine Herabstufung von AAA auf AA1 erhöht. Langfristige Staatsanleihen verlieren an Attraktivität – mit potenziell gravierenden Folgen für die Weltwirtschaft.
Warum ist das problematisch?
Langfristige Staatsanleihen bilden das Fundament für viele andere Formen der Kreditvergabe. Hypotheken, Unternehmensanleihen und kommunale Schuldverschreibungen werden häufig auf Grundlage dieser „sicheren“ langfristigen Zinssätze bewertet. Fällt dieses Fundament weg, wird das Kreditaufnehmen für alle teurer – was die wirtschaftliche Aktivität hemmt.
Wer eine 30-jährige Staatsanleihe kauft, muss darauf vertrauen können, dass die Regierung Inflation unter Kontrolle hält, die öffentlichen Finanzen stabil sind und die Währung nicht gezielt entwertet wird, um das Wirtschaftswachstum künstlich zu fördern.
Dieses Vertrauen hat in den vergangenen Jahren deutlich gelitten. Anleger in den USA und Japan waren mit Geldentwertung, abrupten politischen Kurswechseln und geopolitischen Risiken konfrontiert. In der Summe führt das dazu, dass Investoren zunehmend zögern, Regierungen für längere Zeiträume Kapital zu leihen.
Japan könnte Amerika ins Wanken bringen
Japan ist in dieser Entwicklung ein interessanter Fall. Die japanische Zentralbank hat im vergangenen Jahr beschlossen, weniger Staatsanleihen zu kaufen, wodurch der Markt wieder mehr Einfluss auf die Zinshöhe japanischer Staatsanleihen hat.
Bei einer Inflation von 3,6 % ist ein Zinssatz von 3,1 % für eine 30-jährige Anleihe schlichtweg unattraktiv. Am 28. Mai steht eine Auktion für 40-jährige Anleihen bevor, und es wird erwartet, dass auch dort die Nachfrage gering bleibt – es sei denn, die Zinsen steigen weiter.
Dieser „Buyers Strike“ führt dazu, dass japanische Anleger wie Pensionsfonds und Banken ihr Kapital aus dem Ausland zurückholen. Sie müssen nun weniger Risiken eingehen, um im Inland attraktive Renditen zu erzielen. Das führt zu Kapitalflüssen in Richtung Yen und weg von US-Staatsanleihen. Und das ist keine Randnotiz: Japan ist der größte ausländische Gläubiger der Vereinigten Staaten.
Wenn auch Japan – neben China und privaten Investoren – beginnt, US-Staatsanleihen zu verkaufen, müssten die Zinssätze für 30-jährige US-Anleihen weiter steigen, um neue Käufer zu finden. Das hätte unmittelbare Auswirkungen auf den US-Hypothekenmarkt, der stark von festverzinslichen 30-jährigen Krediten abhängt.
Hypothekenzinsen zwischen 8 % und 10 % würden Wohneigentum noch unerschwinglicher machen, als es ohnehin schon ist.
Es droht also eine einzigartige Gefahr für das globale Finanzsystem – nicht durch eine Bankenkrise, sondern durch die einfache Tatsache, dass niemand mehr bereit ist, einer Regierung für 30 Jahre zu vertrauen.
Die einzige kurzfristige Lösung scheint der Rückgriff auf die Notenpresse zu sein – doch das ist natürlich nur eine temporäre Maßnahme. Eine echte Lösung würde ein schnelleres Wirtschaftswachstum als den globalen Schuldenanstieg erfordern, was aktuell jedoch kaum realistisch erscheint.
Für Bitcoin (BTC) hingegen könnte sich diese Entwicklung langfristig positiv auswirken – gemessen in US-Dollar und anderen Fiat-Währungen. Schließlich wurde die digitale Währung genau für solche Szenarien geschaffen.