Foto: Conf3rence Dortmund
Die Kryptowährungsbranche durchläuft einen bedeutenden Wandel. Während frühere Marktphasen von Spekulationen und Hype-Zyklen geprägt waren, rücken zunehmend fundamentale Bewertungskriterien und nachhaltige Anlagestrategien in den Fokus.
Experten der europäischen Krypto-Community analysierten auf der Conf3rence am 3. September die aktuellen Entwicklungen im institutionellen Investmentbereich und zeichneten ein Bild des strukturellen Wandels.
Wir waren vor Ort und berichten welche Investment-Trends sich aktuell bei Smart Money, also Investoren mit echtem Wissen und Insider-Infos, abzeichnen.
Anwendung bestimmt künftig den Wert
Luca Felix Offer von TokenPay sieht einen grundlegenden Paradigmenwechsel in der Bewertung von Kryptowährungen und Blockchain-Projekten. „Anwendung wird den Wert bestimmen“, erklärte er während der Konferenz. Der praktische Nutzen von Blockchain-Anwendungen werde künftig den Wert bestimmen, nicht mehr reine Spekulation.
Dieser „Shift zu fundamentalem Wert von Investments“ bedeutet eine Abkehr von den traditionellen Hype-getriebenen Marktzyklen. Stattdessen entwickelt sich eine rationale Bewertung basierend auf tatsächlicher Anwendung und intrinsischem Wert der Projekte. Investoren müssen sich an neue Bewertungskriterien gewöhnen, die weniger auf Marktstimmung und mehr auf reale Nutzung ausgerichtet sind.
Stabilere und weniger volatile Märkte
Die explosiven Bullenmärkte der Vergangenheit werden nach Ansicht der Experten nicht wiederkehren. Die Märkte würden stattdessen immer stabiler und weniger volatil.
Michael van de Poppe von MN Capital prognostiziert: „Wir werden keine Bullenmärkte wie 2021 oder 2017 mehr sehen. Es wird langweiliger und stabiler”.
Luca Felix Offer führt diese Entwicklung auf die gestiegene Marktkapitalisierung zurück. Die extremen Wachstumsraten vergangener Bullenmärkte seien bei der aktuellen Marktgröße schlichtweg nicht mehr realisierbar. Diese neue Realität erfordert von Investoren völlig neue Strategien zur Identifikation von „smart money“ und vertrauenswürdigen Bewertungen.
Institutionelle Zuflüsse bei etablierten Projekten
Michael van de Poppe beobachtet bei Ethereum (ETH) starke institutionelle Zuflüsse. „Wir sehen starke ETH ETF Zuflüsse, was sehr gut ist“, berichtete er. Gleichzeitig stelle er fest: „Smart money geht in Bluechips.“ Institutionelle Investoren konzentrieren sich demnach auf etablierte Projekte mit nachgewiesener Stabilität.
Van de Poppe identifiziert zwei Schlüsselbereiche für zukünftiges Wachstum: „DeFi und DePin sind die großen Themen“. Decentralized Finance und Decentralized Physical Infrastructure Networks bieten konkrete Lösungen für reale Probleme und rechtfertigen damit fundamentale Bewertungen.
Den Durchbruch für die breite Masse sehen die Experten jedoch erst dann gekommen, wenn Menschen nicht mehr merken, dass die Blockchain nutzen – in Apps beispielsweise. Die Technologie müsse unsichtbar in alltägliche Anwendungen integriert werden, um Massenadoption zu erreichen.
Einfacher Zugang ohne technische Komplexität
Alex Adagio von YZi Labs bestätigt diese Vision einer nahtlosen Integration. Nutzer wollen einfachen Zugang ohne technische Komplexität – ähnlich wie bei E-Mails, wo niemand die zugrundeliegende Technologie verstehen muss. Die erfolgreichen Blockchain-Anwendungen der Zukunft werden jene sein, die ihre technische Komplexität vollständig vor dem Endnutzer verbergen.
Trotz der strukturellen Veränderungen bleibt Werner Hoffmann von Pekuna optimistisch gestimmt. „Der Bullrun wird noch kommen“, prognostizierte er. Allerdings werde dieser anders aussehen als in der Vergangenheit – weniger spekulativ, dafür nachhaltiger und fundamentaler begründet.
Der Kryptomarkt entwickelt sich von einem spekulationsgetriebenen zu einem fundamentalbasierten Investmentumfeld. Die Zukunft gehört Anwendungen mit echtem Nutzen, wobei DeFi und DePin als Schlüsselsektoren identifiziert wurden.