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Der Bitcoin-Kurs ist ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren. So beobachten Anleger den Zufluss in Spot-Bitcoin-ETFs genau. Ein hoher Preis bei niedrigem Angebot treibt den Preis der bekannten Kryptowährung nach oben. Das ist sicher nicht der einzige Grund, warum BTC Ende Mai ein Allzeithoch erreichte.
Makroökonomische Faktoren und Bitcoin
Makroökonomische Faktoren beeinflussen den BTC-Kurs mindestens so stark wie der Zufluss von ETFs. Immer mehr Krypto-Analysten sehen einen deutlichen Zusammenhang zwischen dem Interesse für Bitcoin, weltweiten geopolitischen Spannungen und zunehmender Unsicherheit auf den Finanzmärkten.
Krypto-Experten sind geteilter Meinung über die Frage, ob Bitcoin ein „Safe Haven“ ist. Das bedeutet, dass Anleger diese Kryptowährung als „sichere Option“ sehen, um wertvolle Vermögenswerte in Zeiten wirtschaftlicher oder geopolitischer Unsicherheit aufzubewahren. André Dragosch, Experte für digitale Währungen und Blockchain-Technologie, stimmt dem zu. Auf der Website von Bitwise schreibt er folgendes:
„Bitcoin kann als sicherer Hafen fungieren aufgrund des fehlenden Kontrahentenrisikos, der Zensurresistenz und der Knappheit des Angebots.“
Thibaut Boutrou ist nicht mit Dragosch einverstanden. „Es ist viel zu volatil. In einer Zeit wie dieser erwarten wir, dass ein sicherer Hafen besser gegen Marktbewegungen gewappnet ist“, so der Mitgründer der französischen Investmentfirma Meria im Juli 2024.
Krypto-Analyst über „geopolitische Komödie“
Seit dem Sommer 2024 gab es einschneidende geopolitische Verschiebungen. So begann Donald Trump im Januar 2025 seine zweite Amtszeit als Präsident der Vereinigten Staaten. Damit begann das Land ein neues Kapitel mit kryptofreundlicher Politik. Laut Krypto-Analyst Adam spielen makroökonomische Verschiebungen eine Schlüsselrolle beim Bitcoin-Kurs. Auf „X“ schreibt er folgendes:
My biggest bull case for Bitcoin right now is not the institutional adoption but rather a hedge against all of this geopolitical comedy that has been going on ever since Trump got into office. pic.twitter.com/rx4gytPfcR
— adam (@abetrade) May 29, 2025
Geopolitische Entwicklungen haben Auswirkungen auf den Markt. So tauchten dutzende Kryptowährungen ins Rote, als der Handelskrieg zwischen China und den USA im April 2025 losbrach. Einen Monat später schoss der BTC-Kurs gerade durch einen Handelsdeal zwischen beiden Großmächten nach oben, obwohl dieser nun wieder zu wanken scheint.
Mit „geopolitical comedy“ verweist Adam auf die launische Handelspolitik von Präsident Trump. Die Unvorhersagbarkeit aus dem Weißen Haus macht viele Anleger unsicher. Nicht nur in Washington, sondern auch auf den Finanzmärkten ist es unruhig. So gibt es Inflation, die viele Anleger auf die Probe stellt.
Viele Krypto-Analysten fragen sich: „Was bedeutet all die Unsicherheit für Bitcoin?“. Für Adam ist die Antwort klar. Seit der Einführung neuer amerikanischer Importzölle ist der Preis der ältesten Kryptowährung der Welt um 50 Prozent gestiegen. Das ist auch in der obenstehenden Grafik zu sehen. Laut dem Krypto-Analysten ist BTC daher ein sicherer Hafen in unsicheren politischen und wirtschaftlichen Zeiten.
Mehr Kreditvergabe und Zinssenkungen
Analyst Capital Flows stimmt mit Adam überein. Seiner Meinung nach sind makroökonomische Umstände und nicht der ETF-Zufluss der Hauptgrund für das positive Sentiment rund um Bitcoin (BTC), das am 22. Mai 2025 ein Allzeithoch von 111.814 Dollar, umgerechnet 105.495 Euro, erreichte.
Die Zunahme der Kreditvergabe trägt ebenfalls zur BTC-Rally bei. Verschiedene Zentralbanken, darunter die Europäische Zentralbank, haben trotz der steigenden Inflation mit Zinssenkungen begonnen. Diese gelten für verschiedene europäische Sektoren wie Bau und Dienstleistungen.
Verschiedene Zahlen zeigen, dass der Markt keine Rezession, sondern viel wirtschaftliche Aktivität erwartet. So ist in den Vereinigten Staaten eine deutliche „Bear Steepening“ der Zinskurve zu sehen. Dabei steigen lange Zinsen stärker als kurze. Das deutet auf zunehmende Erwartungen von Wirtschaftswachstum und Inflation hin. Anleger sind weniger besorgt über eine Rezession und bereiten sich auf starke wirtschaftliche Aktivität vor.
Ist Bitcoin ein sicherer Hafen oder nicht?
Durch die unsichere wirtschaftliche Situation suchen immer mehr Anleger nach einer Alternative zu traditionellen Währungen. Vielleicht ist das Bitcoin, von manchen Krypto-Analysten auch „digitales Gold“ genannt. Diese Kryptowährung ist deflationär und nicht-souverän. Das bedeutet, dass sie eine abnehmende Menge hat (deflationär) und dass sie nicht von der Regierung ausgegeben oder kontrolliert wird (nicht-souverän).
Auch nicht unwichtig ist die Tatsache, dass BTC seit diesem Jahr offiziell Teil der amerikanischen Staatskasse ist. „Ich werde dafür sorgen, dass die USA das weltweite Zentrum für Kryptowährungen werden. Wir machen Amerika wieder groß“, so Pro-Krypto-Präsident Trump im März 2025.
Kryptofreundliche Politik, steigende Inflation, Unsicherheit über Staatsanleihen und ein erwarteter Kapitalzufluss von 420 Milliarden Dollar in 2026. Alles Faktoren, die für zunehmendes Interesse an Bitcoin sorgen, sowohl bei Privatpersonen als auch institutionellen Parteien. Ist die Kryptowährung damit auch ein „sicherer Hafen“? Darüber werden Krypto-Experten vorerst noch diskutieren.