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Die US-Wirtschaft zeigt Anzeichen einer Abschwächung, die sich besonders deutlich im Bausektor manifestiert. Während die Bauausgaben seit Monaten kontinuierlich zurückgehen, stellt sich für Krypto-Investoren die Frage nach den langfristigen Auswirkungen auf digitale Assets wie Bitcoin (BTC). Ein Markt-Experte sieht trotz der aktuellen Warnsignale verschiedene Faktoren, die eine mögliche Rezession verzögern könnten und spricht klare Empfehlungen für Anleger aus..
Bauausgaben als Rezessions-Frühwarnsystem bestätigt sich
Die amerikanischen Bauausgaben befinden sich in einer kritischen Phase. Seit sechs Monaten fallen sie im Jahresvergleich und verzeichneten in zehn von elf Monaten Rückgänge – ein Muster, das seit der Finanzkrise nicht mehr beobachtet wurde. Diese Entwicklung ist besonders bedeutsam, da der Baubereich historisch als verlässlicher Frühindikator für wirtschaftliche Abschwünge gilt.
Der Bausektor reagiert besonders sensibel auf Zinsänderungen und wirkt mit einem Multiplikator-Effekt auf die Gesamtwirtschaft. Sinkende Bauausgaben gingen in der Vergangenheit häufig US-Rezessionen voraus. Die aktuelle Datenlage deutet darauf hin, dass sich dieser historische Zusammenhang erneut bestätigen könnte, wie Furkan Yildirim in einem Beitrag auf X erläutert.
Nächster Rezessions-Indikator schlägt an, aber was bedeutet das wirklich?
Bauausgaben = Leading Indicator:
1⃣ Zinssensitiv: Steigende Zinsen verteuern Kredite. Projekte werden verschoben, gestrichen oder kleiner geplant, oft Monate, bevor sich die Gesamtwirtschaft abkühlt.
2⃣… pic.twitter.com/DBW0YCFUpE
— Furkan Yildirim (@FurkanCCTV) September 8, 2025
Verzögerungsfaktoren schwächen traditionelle Indikatoren ab
Trotz der eindeutigen Warnsignale aus dem Bausektor nennt Yildirim mehrere strukturelle Faktoren, die stabilisierend auf die US-Wirtschaft wirken. Außergewöhnlich starke Fiskalprogramme wie der Chips Act und der Inflation Reduction Act stützen gezielt bestimmte Wirtschaftsbereiche und können eine Rezession verzögern.
Zusätzlich sorgen Post-Corona-Nachholeffekte im Dienstleistungssektor für anhaltende wirtschaftliche Aktivität. Diese Effekte überlagern teilweise die negativen Signale aus anderen Bereichen und erschweren eine präzise Vorhersage des Rezessionszeitpunkts.
Ein weiterer stabilisierender Faktor ist die strukturelle Wohnungsunterversorgung in den USA. Trotz hoher Zinsen bleibt die Nachfrage nach Wohnraum auf einem erhöhten Niveau, was den Rückgang der Bauausgaben teilweise abfedert. Diese Unterversorgung könnte auch bei einer wirtschaftlichen Abschwächung für eine Grundnachfrage sorgen.
Rationales Risikomanagement statt Indikator-Hörigkeit
Für Anleger stellt sich die Frage nach den richtigen Konsequenzen aus den aktuellen Wirtschaftssignalen. Indikatoren erweisen sich dabei als unvollkommene Timing-Werkzeuge. Seit Jahren zeigen mehrere Messgrößen in Richtung Rezession, dennoch entwickelten sich Aktien und Kryptowährungen positiv.
„Wer sich nur auf Warnlampen verlässt, verkauft zu früh und steigt später aus FOMO schlechter wieder ein.“, so Yildirim
Eine sinnvollere Herangehensweise empfiehlt Yildirim, liegt im diszipliniertem Risikomanagement. Dazu gehört die kontrollierte Steuerung von Positionsgrößen und das genaue Kennen der eingegangenen Risiken, wobei „All-in/All-out“-Strategien vermieden werden sollten. Staffelkäufe und -verkäufe sowie klare Regeln für Stops und Rebalancing bieten praktische Instrumente. Diversifikation und ausreichende Liquiditätsreserven für volatile Phasen sind ebenfalls entscheidend.
Im makroökonomischen Kontext folgt auf jede größere Krise typischerweise massive Liquiditätszufuhr durch Leitzinssenkungen, quantitative Lockerung und höhere Staatsdefizite. Bitcoin könnte davon langfristig profitieren, da knappe, nicht verwässerbare Assets bei einer Geldmengenausweitung relativ knapper werden – allerdings bei hoher kurzfristiger Volatilität.
Der Bausektor sendet ein ernstes Signal, doch das Timing einer möglichen Rezession bleibt schwer vorhersagbar. Rationale Herangehensweise und durchdachtes Risikomanagement erweisen sich als wertvoller, als strikt nach Indikatoren.