Foto: Formatoriginal/Shutterstock
Donnerstag erlebte der Kryptomarkt einen der turbulentesten Handelstage der letzten Jahre. Nach Wochen seitwärts gerichteter Bewegungen schossen die Kurse von unter anderem Bitcoin und Ethereum plötzlich in die Höhe. In den letzten 24 Stunden wurden Kryptopositionen im Wert von über 1,1 Milliarden $ (umgerechnet 1 Milliarde €) liquidiert. Dies war der größte Short Squeeze seit 2021.
Besonders Short Trader, Anleger die auf fallende Kurse setzen, wurden von plötzlichen Preissteigerungen der Kryptowährungen hart getroffen. Ethereum verursachte den größten Teil des Schadens, nicht zuletzt dank eines kräftigen Preisanstiegs nach der Einführung eines neuen Netzwerk-Upgrades.
Ethereum führt bei Liquidationen
Laut Daten von CoinGlass wurden Shortpositionen im Wert von 777 Millionen $ liquidiert. Ethereum (ETH) war für ganze 439 Millionen $ davon verantwortlich. Der Kurs von Ethereum stieg in der vergangenen Woche um fast 25 Prozent bis zu einem Höchststand von 2.448 $. Dies war der höchste Stand seit zwei Monaten.
Dieser Anstieg fällt mit der Einführung des lang erwarteten Pectra-Upgrades zusammen. In den Ethereum Nachrichten war kürzlich zu lesen, dass das Upgrade die Skalierbarkeit und Effizienz des Ethereum-Netzwerks verbessern soll.
Laut Analyseplattform Santiment ist der Anstieg von Ethereum besonders bemerkenswert, da er gegen das vorherrschende Sentiment geht. Nach der Einführung des Upgrades herrschte nämlich ein negatives Sentiment. Sie bezeichnen die Bewegung als konträr. Ein typisches Merkmal von Märkten, die dazu neigen, sich zu drehen, wenn der Kleinanleger am pessimistischsten wird.
Bitcoin durchbricht 100.000 $-Grenze
Bitcoin (BTC), traditionell Spitzenreiter bei Liquidationen, stand diesmal an zweiter Stelle mit 307 Millionen $ an Liquidationen. Der Preis von Bitcoin stieg um 5 Prozent auf über die symbolische Grenze von 100.000 $. Am Freitagmorgen wurde sogar kurzzeitig die 104.000 $-Marke erreicht.
Santiment verzeichnete während des Kursanstiegs einen deutlichen Anstieg der Netzwerkaktivität. So wurden mehr als 344.000 neue Bitcoin-Wallets erstellt. Dieser Zustrom neuer Nutzer deutet auf wachsendes Interesse hin.
Der Höhepunkt fiel mit der Nachricht über ein Handelsabkommen zwischen den Vereinigten Staaten und dem Vereinigten Königreich zusammen. Das Abkommen wurde als Beginn einer breiteren internationalen Zusammenarbeit präsentiert und führte zu einer höheren Risikobereitschaft bei Anlegern weltweit.
Neue Gefahr lauert
Obwohl viele Shortpositionen inzwischen weggefegt wurden, taucht ein neues Risiko auf: ein starker Anstieg von Longpositionen. Aus der 24-Stunden Liquidationskarte von CoinGlass geht hervor, dass wenn der Bitcoin-Kurs unter 100.000 $ fällt, bis zu 2 Milliarden $ an Longpositionen liquidiert werden könnten.
Dies weckt Bedenken über einen möglichen Long Squeeze, eine Situation, in der massive Liquidationen von Longpositionen Panikverkäufe verursachen und einen Kursverfall verstärken. Wenn der Preis sogar unter 98.000 $ fällt, könnte das gesamte Liquidationsvolumen laut derselben Karte auf bis zu 3,45 Milliarden $ ansteigen.
Diese enormen potenziellen Liquidationen deuten auf eine deutliche Veränderung im Sentiment unter Händlern hin. Immer mehr Anleger setzen größere Beträge ein und nutzen höhere Hebelwirkung in der Erwartung, dass der Bitcoin-Kurs weiter steigt.
Obwohl der Optimismus groß ist, gibt es auch eine vorsichtige Warnung. Santiment weist darauf hin, dass aggressive Medienaufmerksamkeit und Retail FOMO (Fear of Missing Out) Kurse vorübergehend aufblähen können.