Foto: Antonello Marangi / Shutterstock.com
Eine Bitcoin-Strategie scheint Unternehmen wachsen zu lassen – in manchen Fällen rettet sie sie sogar vor dem Untergang. Dennoch birgt sie auch erhebliche Risiken, warnt ein Krypto-Experte. Eine solche Strategie kann den Aktienkurs eines Unternehmens sogar zum Einsturz bringen.
Zusätzliche Aktien bringen nicht automatisch mehr Wert
Immer mehr Unternehmen verfolgen eine Bitcoin-Strategie. Sie beschaffen Kapital, indem sie neue Aktien ausgeben und verkaufen, um den Erlös anschließend in Bitcoin (BTC) zu investieren. Für einige Unternehmen führt dies zu einer enormen Wertsteigerung – doch das ist keineswegs garantiert.
Matthew Sigel, Leiter der Forschung zu digitalen Vermögenswerten bei VanEck, warnt auf X, dass die Ausgabe zusätzlicher Aktien zur Abwertung führen kann. Wenn der Marktwert eines Unternehmens in etwa dem Wert seines Bitcoin-Vermögens entspricht oder sogar darunter liegt, führt die Ausgabe weiterer Aktien zur Verwässerung.
„Das ist keine Kapitalbildung. Das ist Erosion“, so Sigel.
Semler Scientific als warnendes Beispiel
Laut Sigel steht mindestens ein Unternehmen kurz davor, die negativen Folgen dieser Verwässerung zu spüren: Semler Scientific, ein US-amerikanisches Medizintechnikunternehmen. Es begann kürzlich mit einer aggressiven Bitcoin-Akkumulationsstrategie – doch der Aktienkurs ist deutlich gefallen.
Semler ist mittlerweile der zwölftgrößte börsennotierte Bitcoin-Halter mit 3.808 BTC. Obwohl der Bitcoin-Kurs seither stark gestiegen ist, liegt der Aktienwert des Unternehmens aktuell unter dem Nettovermögenswert (Net Asset Value, NAV). Das bedeutet, die Aktien sind weniger wert als das in Bitcoin gehaltene Vermögen.
Daten von Google Finance zeigen bereits die negativen Folgen: Innerhalb eines Monats fiel der Kurs der Aktie um fast 28 %, in den letzten sechs Monaten sogar um über 60 %. Aktuell liegt der Kurs bei 29,58 US-Dollar.
Empfehlungen für Unternehmen mit Bitcoin-Strategie
Um Verwässerung und Wertverluste zu vermeiden, gibt Sigel mehrere Empfehlungen. Er schlägt vor, dass Börsen die Ausgabe neuer Aktien für mindestens zehn Tage unterbrechen sollten, wenn der Aktienkurs unter die NAV fällt. Zudem rät er Unternehmen, bei einem steigenden Bitcoin-Kurs eigene Aktien zurückzukaufen – insbesondere dann, wenn sich dieser Anstieg nicht im Aktienkurs widerspiegelt.
Sollten die Aktien weiterhin unter dem NAV bleiben, sei eine robustere Strategie notwendig, etwa eine Fusion oder eine Überprüfung der Bitcoin-Strategie.
„Vorstände und Aktionäre müssen jetzt diszipliniert handeln – solange sie noch die Wahl haben“, so Sigel.