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Der ehemalige Vorsitzende der US-Börsenaufsicht SEC, Gary Gensler, soll privat deutlich kryptofreundlicher eingestellt gewesen sein, als er öffentlich zu erkennen gab. Das erklärte der frühere US-Kongressabgeordnete Patrick McHenry in einem Interview. Während Gensler als SEC-Chef eine harte Linie gegen die Kryptoindustrie fuhr, soll er im privaten Rahmen die Potenziale von Blockchain-Technologie und digitalen Vermögenswerten gelobt haben.
Gensler lobte Blockchain im privaten Kreis
In der Podcast-Sendung Crypto in America vom 13. Mai berichtete McHenry, dass Gensler im persönlichen Gespräch „überhaupt nicht“ gegen Krypto war. Vielmehr habe er Anerkennung für die Rolle digitaler Assets im künftigen Finanzsystem gezeigt. Genslers akademischer Hintergrund untermauert dies: Am MIT forschte er zu Fintech und Blockchain und soll sogar am Konzept des Airdrops mitgearbeitet haben, wie Gerald Gallagher von Sei Labs erinnerte.
Nach seiner Ernennung zum SEC-Vorsitzenden 2021 änderte sich Genslers Haltung jedoch drastisch. Laut McHenry war er von Genslers Verhalten enttäuscht:
„Ich hatte die dumme Hoffnung, dass er sich als Vorsitzender vernünftig verhalten würde.“
Gespräche mit Gensler seien häufig widersprüchlich und verwirrend verlaufen.
McHenry vermutet, dass Genslers öffentlich kritische Haltung gegenüber Krypto mehr auf politischem Druck aus dem US-Senat basierte als auf persönlicher Überzeugung.
Über 100 Klagen gegen Krypto-Unternehmen
Von 2021 bis Januar 2025 führte Gensler als SEC-Chef über 100 Durchsetzungsmaßnahmen gegen Kryptofirmen wie Coinbase, Binance und Kraken durch. Er warf ihnen unter anderem die Missachtung von Wertpapiergesetzen und Betrug vor. Zugleich rief er Unternehmen auf, sich bei der SEC zu registrieren, da der Kryptomarkt seiner Meinung nach voller Risiken und Betrug sei.
Doch auch in privaten Gesprächen soll Gensler laut McHenry oft unlogische Aussagen gemacht und sich selbst widersprochen haben.
Bruch mit der Branche: Krypto reicht es
Die Spannungen gipfelten im Dezember 2024: Coinbase-CEO Brian Armstrong kündigte an, keine Kanzleien mehr zu beauftragen, in denen frühere SEC-Mitarbeiter tätig sind. Sie würden aktiv gegen die Branche arbeiten, so Armstrong. Im Januar 2025 erklärte Gemini, keine Absolventen des MIT mehr einzustellen – solange Gensler dort weiterhin lehre.
Nach seinem Rücktritt am 20. Januar kehrte Gensler zurück an das MIT, wo er erneut Kurse in Fintech und Künstlicher Intelligenz anbietet.