Foto: Shutterstock/Tom Korcak
Der Einsatz von Kryptowährungen durch kriminelle Netzwerke auf dem westlichen Balkan nimmt stark zu – das geht aus einem neuen Bericht der Global Initiative Against Transnational Organized Crime (GI-TOC) hervor. Besonders in Albanien und Serbien wird Krypto zunehmend für illegale Zwecke genutzt.
Kryptowährungen als Geldwäscheinstrument
Laut GI-TOC verwenden Drogenbanden in der Region digitale Währungen, insbesondere Bitcoin, um Millionenbeträge zu waschen. Die Transaktionen erfolgen über digitale Wallets und fließen anschließend in legale Unternehmen. Besonders in Montenegro, Albanien und Serbien nimmt diese Praxis stark zu. Die Behörden hinken technologisch hinterher, was Ermittlungen erschwert.
Der Bericht schätzt, dass 2023 rund 240.000 Menschen in der Region Krypto besaßen – der Großteil davon in Serbien. Das geschätzte Transaktionsvolumen lag zwischen 25 und 30 Milliarden US-Dollar.
Wenig Beschlagnahmen trotz weit verbreitetem Missbrauch
Nur Albanien, Bosnien und Herzegowina sowie Serbien haben bisher dokumentierte Fälle von Krypto-Beschlagnahmungen. Nur Albanien und Serbien verfügen über ein solides regulatorisches Rahmenwerk – in anderen Ländern fehlen entsprechende Regelungen oder sind kaum durchsetzbar.
Bisher gab es lediglich drei dokumentierte Fälle von Krypto-Beschlagnahmen. In einem Fall kooperierten albanische Behörden von November 2024 bis Januar 2025 mit den Niederlanden und Europol, um eine organisierte Drogenbande zu zerschlagen. Dabei wurden Wallets mit über 10 Millionen US-Dollar an Bitcoin und Altcoins beschlagnahmt.
Laut den Autoren des Berichts folgt der Einsatz von Krypto durch Kriminelle den bekannten Drogenrouten zwischen Lateinamerika und Europa – Gewinne aus dem Kokainhandel werden digital ins Ausland verschoben.
Fehlende Regulierung als zentrales Problem
Die europäische MiCA-Regulierung (Markets in Crypto-Assets) könnte künftig strengere Kontrollen ermöglichen. Doch da die meisten Westbalkanstaaten keine EU-Mitglieder sind, gestaltet sich die Umsetzung schwierig. GI-TOC warnt, dass diese regulatorischen Lücken die Region anfällig für kriminelle Krypto-Aktivitäten machen.
Dennoch gibt es erste Fortschritte: Serbien entwickelt ein staatliches Wallet-System für beschlagnahmte digitale Vermögenswerte. Zudem organisierte das Balkan Asset Management Interagency Network (BAMIN) eine Schulung für 24 Fachkräfte aus der Region zur Durchführung von Krypto-Beschlagnahmen.
Kroatien verfolgt einen pragmatischen Ansatz: Dort dürfen Ermittlungsbehörden Krypto direkt einfrieren und im Rahmen strafrechtlicher Verfahren sichern. Es gibt zudem Empfehlungen zur Standardisierung von Verfahren zur Übergabe und Dokumentation beschlagnahmter Vermögenswerte, um mehr Transparenz zu schaffen.