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Aktien entwickeln sich gut, wenn der Markt risikofreudig ist. Davon kann jedoch keine Rede sein, wenn Anleger über die Gesundheit der Weltwirtschaft verunsichert sind. Man könnte meinen, dass aktuell Unsicherheit herrscht – insbesondere aufgrund des von Donald Trump geführten Handelskriegs – und somit wenig Risikobereitschaft besteht. Laut dem Marktanalysten Caleb Franzen von Cubic Analytics ist dies jedoch nicht der Fall. Vielmehr sehen wir einen Markt, der zunehmend risikofreudiger wird – so sehr sogar, dass Franzen es wagt, über einen neuen Bullenmarkt zu spekulieren.
Auf dem Weg zu einem neuen Bullenmarkt?
Seine Argumentation ist relativ einfach:
„Wenn die Risikobereitschaft hoch ist, wollen Investoren Aktien mit hohem Beta kaufen. Ist die Risikobereitschaft gering, verkaufen Anleger diese Aktien.“
Technologieaktien gelten als Titel mit hohem Beta, während Softwareaktien sogar als Hoch-Beta-Technologieaktien eingestuft werden. Sie stellen also die höchste Stufe dar und reagieren besonders empfindlich auf das vorhandene oder fehlende Risikoappetit im Markt. Softwareaktien können daher ein Indikator für einen Bullenmarkt sein, da sie in Phasen hoher Risikofreude besonders gut abschneiden – was eine entscheidende Voraussetzung für einen Bullenmarkt ist.
Aktuell schneiden Softwareaktien tatsächlich besser ab als der Gesamtmarkt. So verzeichnete der Expanded Tech & Software ETF (IGV) gestern ein Plus, während der S&P 500 einen Rückgang von -0,64 % hinnehmen musste. Über den vergangenen Monat hinweg, insbesondere in den letzten Wochen, konnte der Software-ETF (IGV, lila) im Vergleich zum S&P 500 (SPX, rot) deutlich outperformen. Beide entwickeln sich gut, und auch wenn die Marktstimmung weiterhin stark von Trumps Handelskrieg abhängt, sind dies dennoch positive Signale. Anleger bleiben risikofreudig.
Positiv, aber noch keine Bestätigung
Der Markt sucht derzeit klar nach Bestätigung. In der untenstehenden Grafik ist beispielsweise zu sehen, dass der S&P 500 inzwischen über seinem 200-Tage-Exponentiellen-Gleitenden-Durchschnitt (rot) liegt, aber das 200-Tage-Gleitende-Durchschnitt (blau) noch nicht überwinden konnte. Es herrscht weiterhin zu viel Unsicherheit.
Niemand weiß genau, wie lange Trump seinen Handelskrieg noch fortsetzen wird. Solange dies unklar bleibt, wird es für den S&P 500 schwer sein, solche Marken zu durchbrechen und einen neuen Bullenmarkt einzuleiten.
Andererseits zeigen die starken Ergebnisse im Bereich der Softwareaktien, dass der Markt durchaus bereit für einen neuen Bullenlauf ist. Schritt für Schritt kommen die nötigen Bestätigungen für weitere Kursanstiege zusammen, doch die endgültige Überzeugung fehlt bislang.