Foto: Parilov (Shutterstock)
Bitcoin und Gold glänzen erneut. Während Aktienmärkte seit Monaten von sinkenden Zinsen und starken Gewinnzahlen profitieren, sind es vor allem die sogenannten monetären sicheren Häfen, die die Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
Die Kurse von sowohl Gold als auch Bitcoin erreichen Rekordniveaus, und das ist kein Zufall.
Großmächte werfen mit Geld um sich
Der weltweite Kontext ist eindeutig: nahezu alle Großmächte erhöhen ihre Staatsausgaben und Haushaltsdefizite.
In den Vereinigten Staaten öffnet die Trump-Regierung die Geldbörse mit Steuersenkungen und Subventionen. In Europa werden Milliarden für Verteidigung und Energieunabhängigkeit ausgegeben. China pumpt Geld in die Wirtschaft, um die Immobilienkrise und enttäuschendes Wachstum aufzufangen.
Die Folge: eine strukturelle Zunahme der Staatsausgaben, mit Defiziten, die in vielen Ländern Richtung oder über 5 Prozent des BIP gehen.
Zentralbanken drehen die Schraube nicht mehr an
Was normalerweise das logische Gegengewicht wäre, nämlich höhere Zinsen, bleibt aus. Keine einzige Zentralbank weltweit erhöhte in den vergangenen Monaten die Zinsen.
Mehr noch, die amerikanische Zentralbank und die Europäische Zentralbank haben sogar Signale gegeben, dass sie sich vorsichtig in Richtung einer lockernden Politik bewegen.
In den vergangenen zwei Monaten gab es keine Zentralbank auf der Erde, die ihren Leitzins erhöhte.
BofA Hartnett
Lovely Bubbly …price action, valuation, concentration, speculation all frothy, and lead indicators of inflation inflecting higher, but every bubble in history popped by central bank tightening, and NO central bank in the world has hiked rates in past 2 months pic.twitter.com/pnMSLd3WrN
— Seth Golden (@SethCL) October 6, 2025
Damit scheint sich ein unausgesprochener Trend zu entwickeln: das offizielle Inflationsziel von 2 Prozent ist in der Praxis weniger heilig als immer behauptet wurde.
Zentralbanken werden dies niemals offen zugeben, denn das würde Panik auslösen. Aber Anleger haben längst durchschaut, dass die Schwelle, um Inflation wirklich hart zu bekämpfen, höher geworden ist.
Das bedeutet, dass wir wahrscheinlich in einem neuen Makrotrend stecken: Inflation, die nicht extrem hoch steigt, aber auch nicht strukturell auf die 2 Prozent zurückfällt.
In diesem Szenario wird es zunehmend attraktiver, Vermögen in Vermögenswerten zu parken, die vor Geldentwertung schützen.
Gold profitiert als jahrhundertealte Inflationsabsicherung und sicherer Hafen.
Der Markt spürt, dass wir uns in Richtung einer Phase der Fiscal Dominance bewegen: Regierungen geben mehr aus als hereinkommt, und Zentralbanken passen ihre Politik darauf an. Schulden müssen schließlich bezahlbar bleiben.
Das ist eine schlechte Nachricht für Sparer, aber eine gute Nachricht für Besitzer harter Vermögenswerte.
Der Unterschied zu früheren Perioden ist, dass sowohl Gold als auch Bitcoin gleichzeitig profitieren. Während Gold traditionell als die einzige echte Absicherung angesehen wurde, sehen wir jetzt, dass immer mehr Kapital in Richtung Bitcoin fließt.
Die Kurse von Bitcoin und Gold steigen nicht einfach so. Sie spiegeln eine neue Realität wider, in der Regierungen strukturell größere Defizite fahren, Zentralbanken ihr Inflationsziel in der Praxis aufweichen und Anleger massenhaft auf der Suche nach Schutz vor Geldentwertung sind.