
Foto: Michael Saylor auf X
MicroStrategy, heute unter dem Namen Strategy operierend, ist erneut in die Kritik geraten. Diesmal nicht nur wegen eines neuen Kaufs von Bitcoin (BTC), sondern durch eine große Klage, die das Unternehmen und seine Führungskräfte der irreführenden Kommunikation gegenüber Anlegern beschuldigt. Anlass ist ein irreführender Bericht über einen Verlust von 5,9 Milliarden Dollar bei den Bitcoin-Reserven des Unternehmens. Das Timing ist bemerkenswert: gestern gab das Unternehmen bekannt, erneut fast eine Milliarde in Bitcoin investiert zu haben.
Aktionäre wütend über mangelnde Transparenz
Die Klage, die von der Anwaltskanzlei Pomerantz LLP im Namen geschädigter Aktionäre eingereicht wurde, behauptet, dass Strategy die finanziellen Risiken seiner Bitcoin-Strategie stark verharmlost hat. Insbesondere geht es um die buchhalterische Behandlung von Krypto nach neuen amerikanischen Regeln. Diese verpflichten Unternehmen, den aktuellen Marktwert von beispielsweise Bitcoin in der Bilanz auszuweisen, was bei fallenden Kursen zu starken Abwertungen führt.
Laut der Klage hat Strategy Anleger nicht ausreichend vor diesen Risiken gewarnt und sogar „selbst erfundene Kennzahlen“ wie „BTC Yield“ und „BTC $ Gain“ verwendet, um ein positiveres Bild zu zeichnen, als die offizielle Buchhaltung rechtfertigt. Als am 7. April bekannt wurde, dass das Unternehmen einen Wertverlust von 5,91 Milliarden Dollar verbuchen musste, stürzte die MSTR-Aktie um fast 9 Prozent ab. Der Schaden wurde kurz darauf in den Quartalszahlen bestätigt, wodurch das Vertrauen der Investoren weiter bröckelte.
Keine Zweifel bei Saylor an Bitcoin trotz rechtlichen Drucks
Bemerkenswert ist, dass Strategy trotz des rechtlichen Drucks seinen Kurs nicht ändert. Im Gegenteil: Heute kündigte das Unternehmen an, weitere 7.390 BTC im Wert von etwa 765 Millionen Dollar gekauft zu haben. Damit steigt die Gesamtzahl der Bitcoins in der Bilanz auf über 576.000, was einem Marktwert von ungefähr 59 Milliarden Dollar entspricht. Der durchschnittliche Kaufpreis liegt mittlerweile bei 69.726 Dollar pro Bitcoin – deutlich über dem Niveau, zu dem viele BTC im Besitz des Unternehmens derzeit bewertet werden.
Gründer Michael Saylor bleibt trotz allem unerschütterlich in seiner Überzeugung, dass Bitcoin „digitales Gold“ ist. Früher sagte er dazu: „Meine Erfolgsformel ist früh aufstehen, bis spät arbeiten und Bitcoin kaufen.“ Diese Haltung wirft nun jedoch immer mehr Fragen auf – nicht nur bei Kritikern, sondern auch bei Aktionären und Aufsichtsbehörden.
Geniale Bitcoin-Strategie oder Leichtsinn?
Der Fall wirft einen Schatten über die Kryptowelt und wirft eine grundlegende Frage auf: Wo liegt die Grenze zwischen visionärer Strategie und unverantwortlichem Risiko? (Micro)Strategys Ansatz war jahrelang das Aushängeschild für die institutionelle Adoption von Bitcoin. Aber wenn sich herausstellt, dass Transparenz und Ehrlichkeit gegenüber Aktionären in diesem Prozess geopfert wurden, könnte das weitreichende Folgen haben – für das Unternehmen, den Markt und für das Vertrauen in Krypto insgesamt.