Foto: Bitcoin prijs op CoinGecko en koersgrafiek TradingView
Der Bitcoin-Kurs hat in dieser Woche ein neues Hoch erreicht und die Marke von 111.800 US-Dollar überschritten. Anleger zeigen sich begeistert, doch einige Experten warnen vor einer möglichen Abkühlung des Aufwärtstrends.
Eine sogenannte „unsichtbare Hand“ könnte den weiteren Anstieg von Bitcoin bremsen, sobald das Kursniveau von 115.000 US-Dollar in Reichweite kommt. Optionshändler spielen hierbei eine entscheidende Rolle. Zusätzlich sorgt die wachsende Unsicherheit durch Trumps Handelskrieg erneut für Spannungen.
OTC-Bestände trocknen aus, während die Nachfrage steigt
Laut Marktanalysten lässt sich der Aufwärtsdruck bei Bitcoin teilweise durch sinkende Bestände auf dem OTC-Markt (Over-the-Counter) erklären. Dort handeln institutionelle Anleger außerhalb regulärer Börsen.
Alexander S. Blume, Gründer des Investmentunternehmens Two Prime, erklärt, dass vor allem Unternehmen und sogar Regierungen verstärkt über den OTC-Markt einkaufen. Diese Transaktionen erscheinen nicht direkt in den Börsenhandelsvolumen, was zu unerwarteten Preisschwankungen führen kann. Entscheidend sei vor allem das Verhältnis von Angebot und Nachfrage.
„Das Angebot auf dem OTC-Markt trocknet aus, was die Preise steigen lässt. Diese Bewegungen spiegeln sich nicht im Handelsvolumen der Börsen wider. Wenn das stimmt, machen Sie sich auf eine wilde Fahrt gefasst. Die Nachfrage steigt weiter – vor allem, weil Unternehmen bei ihren Bitcoin-Reserven konkurrieren und der OTC-Markt womöglich weniger flexibel geworden ist“, sagte er gegenüber Coindesk.
Makrotrends verstärken den Aufschwung
Ryan Lee, Chefanalyst bei der Krypto-Börse Bitget, sieht auch makroökonomische Gründe für die Bitcoin-Rallye. Die jüngste Herabstufung der US-Kreditwürdigkeit durch Moody’s spiele hierbei eine Rolle. Sie habe das Interesse an Bitcoin und Ethereum als Absicherung gegen Risiken des Fiat-Geldsystems neu entfacht. Immer mehr Akteure nutzen Bitcoin als Schutz gegen Unsicherheiten bei traditionellen Währungen.
Laut Lee könnte der Kurs bis Ende des Jahres sogar auf 180.000 US-Dollar steigen – getrieben durch Kapitalzuflüsse in Spot-Bitcoin-ETFs und das verlangsamte Angebotswachstum nach dem jüngsten Halving. Bereits letzte Woche wurde im Bitcoin-News-Sektor berichtet, dass die Bitcoin-ETFs einen Kapitalzufluss von 2 Milliarden US-Dollar verzeichneten.
Unsichtbarer Widerstand bei 115.000 US-Dollar?
Dennoch könnte sich bei 115.000 US-Dollar ein Widerstand bilden. Jeff Anderson von STS Digital erklärt, dass Market Maker bei diesem Kursniveau mit Optionen konfrontiert sind, die sie zum Verkauf von BTC zwingen, wenn der Preis weiter steigt.
Analysten sprechen in diesem Zusammenhang von einer „unsichtbaren Hand“, die den Anstieg vorübergehend bremsen kann. Diese Dynamik ist auf sogenannte Absicherungsstrategien (Hedging) zurückzuführen. Anleger verkaufen massenhaft Optionen, um zusätzliche Rendite zu erzielen – gleichzeitig zwingt das die Market Maker dazu, bei steigenden Kursen vermehrt Bitcoin zu verkaufen.
Eine Put-Option ist ein Vertrag, der dem Käufer das Recht gibt – aber nicht die Pflicht – ein bestimmtes Asset zu einem vorher festgelegten Preis bis zu einem bestimmten Datum zu verkaufen.
Trumps Handelskrieg mit der EU
Auch Präsident Donald Trump könnte die Entwicklung belasten. Heute kündigte er an, ab dem 1. Juni Zölle in Höhe von 50 Prozent auf sämtliche Importe aus der Europäischen Union erheben zu wollen. Der Bitcoin-Kurs reagierte prompt mit einem deutlichen Rückgang – auch wenn er sich weiterhin klar über der Marke von 100.000 US-Dollar hält.
Obwohl der Kurs in dieser Woche starke Zugewinne verzeichnet hat, sehen Analysten kurzfristig auch Risiken am Horizont.