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Das KI-Unternehmen Anthropic hat am 22. Mai zwei neue Modelle vorgestellt, die laut eigener Aussage zu den derzeit leistungsstärksten Chatbots der Welt zählen: Claude Opus 4 und Claude Sonnet 4. Beide Modelle kombinieren fortschrittliche Denkfähigkeiten mit der Fähigkeit, auf das Internet zuzugreifen, um Antworten zu verbessern – ein Schritt, der für großes Interesse, aber auch für erhebliche Kritik sorgt.
Die neuen Modelle im Überblick
Claude Opus 4 gilt laut Anthropic als „das beste Codierungsmodell der Welt“. Insbesondere im Bereich Softwareentwicklung soll es sogar GPT-4.1 von OpenAI übertreffen. In Benchmark-Tests erreichte Claude Opus 4 eine Quote von 72,5 %, während GPT-4.1 lediglich 54,6 % erzielte.
Beide Modelle sind sogenannte hybride Reasoning-Systeme, die nahtlos zwischen Recherche, logischem Schlussfolgern und Websuche wechseln können. Damit orientiert sich Anthropic an einem Trend, den OpenAI mit seiner „O“-Serie und Google mit Gemini 2.5 Pro bereits vorgezeichnet hatten.
Aufschrei wegen umstrittener Funktion
Trotz der technischen Fortschritte ist vor allem Claude Opus 4 in die Kritik geraten. Auslöser war ein Beitrag des Anthropic-Forschers Sam Bowman auf X. Darin erklärte er, das Modell könne Nutzer bei „extrem unmoralischem Verhalten“ erkennen – und möglicherweise sogar Meldung an Behörden machen.
Diese Aussage sorgte für Empörung. Der Beitrag wurde zwar gelöscht, doch die Debatte war bereits entfacht. In einem Folgepost versuchte Bowman zu beruhigen: Die Funktion sei nur in Testversionen enthalten – nicht in den öffentlich zugänglichen Standardmodellen. Doch viele Entwickler und Experten zeigten sich weiterhin skeptisch.
Emad Mostaque, CEO von Stability AI, reagierte scharf:
„Dieses Verhalten ist völlig inakzeptabel. Es stellt einen massiven Vertrauensbruch dar und ist ein gefährlicher Dammbruch.“
Vertrauensfrage bei KI wächst
Die Kontroverse wirft erneut die Frage auf, wie viel Autonomie und Überwachung Künstliche Intelligenz haben darf – und wie transparent Anbieter mit solchen Funktionen umgehen. In einer Zeit, in der KI-Modelle zunehmend tiefgreifende Entscheidungen treffen, rücken ethische Aspekte und Datenschutz weiter in den Fokus.
Trotz aller Kritik bleibt Anthropic bei seiner positiven Einschätzung: Claude Opus 4 und Sonnet 4 seien wichtige Schritte zur Weiterentwicklung intelligenter Agenten. Der Markt für sogenannte „Crypto AI“-Lösungen wächst rasant – und mit ihm die Diskussion um Vertrauen, Verantwortung und Regulierung.