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Ein brasilianischer Richter hat Joel Ferreira de Souza, das finanzielle Mastermind hinter dem berüchtigten Pyramidensystem von Braiscompany, zu einer beispiellos harten Haftstrafe von 128 Jahren verurteilt. Das betrügerische Unternehmen hatte zwischen 2018 und Anfang 2023 mehr als 20.000 Anleger getäuscht und einen Schaden von etwa 190 Millionen US-Dollar verursacht. Es handelt sich um eine der längsten Haftstrafen, die jemals in Brasilien wegen Finanzkriminalität verhängt wurden.
Braiscompany versprach das Blaue vom Himmel
Das Unternehmen stellte sich als vielversprechender Akteur im Kryptosektor dar und lockte Investoren mit unrealistischen Versprechungen von 8 % monatlicher Rendite auf Bitcoin-(BTC)-Investitionen. Die Anleger mussten ihre Kryptowährungen für mindestens ein Jahr festlegen – mit der Garantie hoher Gewinne. Dabei handelte es sich um ein klassisches Pyramidensystem: Neue Mitglieder wurden mit Versprechungen auf hohe Erträge geködert, während die Auszahlungen an frühere Investoren mit den Einlagen neuer Teilnehmer erfolgten.
Einige Teilnehmer wurden sogar als Promoter eingesetzt, die das Projekt über soziale Netzwerke bekannt machten. Die Marketingkampagnen von Braiscompany wirkten professionell und suggerierten Partnerschaften mit renommierten Namen der Kryptobranche.
Laut Anklage investierten die Opfer zum Großteil Fiatgeld – in der Hoffnung, Teil eines revolutionären Projekts zu werden. Besonders Neulinge im Kryptobereich wurden gezielt angesprochen. De Souza nutzte Scheinunternehmen und Strohmänner, um die Gelder zu waschen. Sein Sohn Victor Augusto Veronez de Souza wurde zu 15 Jahren Haft verurteilt.
Auch die Händlerin Gesana Rayane Silva erhielt zusätzlich zu früheren Strafen eine neue Strafe von über 27 Jahren – ihre Gesamtstrafe beläuft sich nun auf über 40 Jahre.
Kriminelles Kryptonetzwerk aus Familie und Vertrauten
Neben den Haftstrafen ordnete das Gericht die Rückzahlung von rund 6,2 Millionen US-Dollar an die geschädigten Investoren an. Die Polizei versucht weiterhin, Teile des gestohlenen Kapitals aufzuspüren.
Die brasilianischen Behörden wurden aufmerksam, als Braiscompany Anfang 2023 praktisch keine Gewinne mehr auszahlte. Im Februar folgte die Großrazzia „Operation Halving“, die das Ausmaß des Geldwäschenetzwerks aufdeckte und letztlich zur Verurteilung von de Souza führte. Das Urteil zeigt, dass strengere Maßnahmen zum Schutz von Anlegern notwendig sind. Immer mehr Banken und Finanzdienstleister in Brasilien bieten mittlerweile Kryptowährungen an – was den Bedarf an klarer Information und Verbraucherschutz weiter erhöht.