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Ein renommierter Krypto-Experte analysiert die aktuelle Lage an den Finanz- und Kryptomärkten und warnt vor voreiliger Euphorie: Zinssenkungen der US-Notenbank könnten zwar kurzfristig Krypto- und Aktienkurse beflügeln, sind langfristig aber oft Vorboten wirtschaftlicher Schwäche. Gleichzeitig sieht Michel intakte Trends bei Bitcoin (BTC) und Chancen für Altcoins – vorausgesetzt, die Bitcoin-Dominanz fällt unter 54 Prozent. Doch bei aller Aufbruchsstimmung warnt er vor einer gefährlichen Überbewertung.
Zinssenkungen als „Gamechanger“ – Chancen und Risiken für Märkte
Die Aussicht auf erste Zinssenkungen durch die US-Notenbank Federal Reserve im September wirkt zunächst wie ein Befreiungsschlag: Günstigeres Geld fließt vermehrt in risikobehaftete Anlagen wie Aktien und Kryptowährungen. Bereits eine Senkung um 25 Basispunkte könnte laut Marktteilnehmern einen spürbaren Impuls geben – weitere Schritte im Oktober und Dezember gelten als möglich.
Doch Oliver Michel mahnt zur Vorsicht.
„Zinssenkungen sind grundsätzlich kein positives Zeichen, sondern oft eine Reaktion auf wirtschaftliche Schwäche“, erklärt er.
Ein Blick in die Vergangenheit gibt ihm recht: Die Dotcom-Krise brachte nach ersten Zinssenkungen einen Einbruch von 45 Prozent, während die Finanzkrise über 55 Prozent Verlust bedeutete. Auch der Covid-Crash 2020 folgte auf geldpolitische Lockerungen. Michel sieht deshalb kurzfristige Chancen – aber auch mittelfristige Risiken durch eine mögliche Marktkorrektur.
Bitcoin und Altcoins im Spannungsfeld von Aufwärtstrend und Überhitzung
Trotz Unsicherheiten zeigt sich Bitcoin (BTC) technisch robust: Unterstützungen zwischen 108.000 und 109.000 US-Dollar halten, der Aufwärtstrend mit höheren Hochs und Tiefs bleibt intakt. Michel hält Kursziele zwischen 140.000 und 150.000 US-Dollar für möglich – eine FOMO-getriebene Übertreibung nicht ausgeschlossen. Die ETF-Zuflüsse sprechen dafür: In einer Woche flossen über 2,35 Milliarden US-Dollar in entsprechende Produkte.
Doch Michel warnt: Verkäufe großer Bitcoin-Wale könnten ein Vorbote eines lokalen Hochs sein. Zudem zieht der steigende Goldpreis Kapital ab, was kurzfristig belastet – bei einer Korrektur könnte dieses Kapital jedoch wieder zurück in den Kryptomarkt strömen.
Bei den Altcoins rückt eine mögliche Altcoin-Season näher. Sobald die Bitcoin-Dominanz unter 54 Prozent fällt, könnten Coins wie Ethereum (ETH), XRP (XRP), Solana (SOL) und Binance Coin (BNB) stark profitieren. Doch Michel warnt vor der „Anything Bubble“: Die weltweite Marktkapitalisierung im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt liegt bei 218 Prozent – deutlich höher als zur Dotcom-Blase. Ein Wert von 250 Prozent könnte seiner Meinung nach einen großen Knall auslösen.